kletterblatt
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Thema
ohne
Bekanntlich gibt es seit etli-
chen Jahren internationale
und deutsche Baumkletter-
meisterschaften. Bernd
Strasser, achtmaliger Welt-
meister im Baumklettern
(April 2009), ist inzwischen
nicht nur Insidern ein Be-
griff. Weniger bekannt ist,
dass es auch Industrieklet-
termeisterschaften gibt.
Hier messen sich Kletterer
in der Seilzugangstechnik
(SZT). Am 2. August 2008
fanden sich 19 Industrie-
kletterer und –kletterinnen
aus Deutschland und ande-
ren europäischen Ländern
zum 4. Industrieklettercup
in Berlin ein.
In einer ehemaligen Fabrik
halle hatte der FISAT einen
anspruchsvollen Wettkampf
organisiert. Es galt, folgende
Aufgaben zu bewältigen:
1. Arbeitsparcours: Aufstieg am
Seil, Umstieg in eine Schräg
seilbahn, Abseilen aus der
Seilbahn, um ein Ziel am
Boden zu erreichen, erneu
ter Aufstieg an dieser Stelle,
Aufstieg an der Seilbahn,
Umstieg in eine Seilschlaufe,
darin Abseilen bis zum tiefs
ten Punkt, Aufstieg in der
Schlaufe, Umstieg in die
erste Aufstiegsstrecke und
dort Abseilen
2. Rettung nach oben: Aufstieg
am Seil bis zu einem defi
nierten Punkt, Hochziehen
eines 80kg schweren Ge
wichtes, Seilwechsel mit der
Rettungslast und Abseilen
Das wichtigste Bewertungs
kriterium war die Zeit. Für ver
schieden schwere Fehler gab
es unterschiedliche Zeitstrafen,
bis hin zur Disqualifikation.
Ein heruntergefallener Aus
rüstungsgegenstand kostete
mich z.B. 30 Sekunden. Ein
anderer Teilnehmer wurde
disqualifiziert, weil er sich fest
gefahren hatte und nur mit
fremder Hilfe wieder zu Boden
kam. Die wesentlichsten Un
terschiede zur SKT sind:
• keine umlaufenden Seile
• ständige doppelte Sicherung
• nur vom Schiedsrichterteam
zugelassene Geräte, (z.B.
keine Klemmknoten oder
Abseilachter)
Nachdem ich im Vorjahr nur
als Zuschauer teilgenommen
hatte, dachte ich mir: da ha
ben wir als Baumkletterer, die
auch im Industriebereich tätig
sind, doch noch ein paar Tricks
auf Lager. Gesagt, getan.
Nachdem ich Hanja Fritze
(Deutsche Baumklettermeis
terin 07 und 08 sowie SZT
Level 1 und 2) noch für das
Projekt gewinnen konnte,
trafen wir uns zum Training.
U. a. konnten wir dankens
werterweise auf der Ausbil
dungsanlage der Kletterfirma
Top-Work-Team in Hamburg
üben. Unsere Zielsetzung war:
Es gibt eine Aufgabe und die
soll mit den effektivsten Tech
niken gelöst werden, egal aus
welchem Bereich. Wir erarbei
teten einen Technikmix aus
SZT und SKT: Vor allem mit
dem Footlocken am Einfach
seil und der Rettung mit dem
„Offenen System“ (s. Rescue
Banana, S. 25 ff.) wollten wir
punkten.
Fotos: Ralph Sinapius / FISAT e.V.
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