Kletterblatt 2009 - page 80

kletterblatt
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Thema
Da geht
Schon morgens geht es
los: Zahnbürste greifen,
Kaffeetasse halten, Werk-
zeuge auspacken, in den
Baum aufsteigen, Kambi-
umschoner festmachen,
Seil greifen, verkürzen und
verlängern und sägen,
sägen und sägen …
Die Hand ist immer dabei.
Wir tragen, ziehen und
greifen permanent, oft
auch unbewusst. Zumin-
dest so lange unbewusst,
bis etwas weh tut, nachts
die Finger einschlafen. Bis
es nicht mehr selbstver-
ständlich ist, dass die
Hände einfach so alles
mitmachen. Doch wir kön-
nen vorbeugen und etwas
dafür tun, dass unsere
Hände auch bei extremen
Belastungen wie. bei dem
Sägen in der Baumpflege,
gesund bleiben. z. B. mit
richtigem Sägen und der
richtigen Säge. Praxistipps
von Anja Üeberschär und
Tanja Sachs.
Eine Hand ist aus 29 Knochen
aufgebaut
(Abb. 1)
. Die Bewe­
gung der Hand wird ausgelöst
durch 33 Muskeln. Gruppen
von kräftigeren Muskeln in
der Hand selbst bilden den
Ballen auf der Daumenseite
und auf der Seite des kleinen
Fingers. Kleine Muskeln liegen
zwischen den Mittelhandkno­
chen. Ein Großteil der Mus­
keln befindet sich jedoch nicht
direkt in der Hand, sondern
im Unterarm und entsendet
lediglich seine Sehnen bis zu
den Fingerspitzen. Quasi eine
Fernbedienung. Deren
„Kabel“ läuft, zusammen mit
vielen Nerven und Blutge­
fäßen, durch eine enge Stelle,
die genau am Handgelenk
liegt: der berühmt-berüchtigte
Karpaltunnel. Und sobald es
dort zu eng wird, schlafen
Finger ein und wir verlieren
unseren kraftvollen Griff.
Von der Grundausstattung
ist unser „Greifapparat“ sehr
anpassungsfähig, beweglich
und flexibel. Für diffizile Ar­
beiten haben wir tatsächlich
viel Fingerspitzengefühl. Bei
der Baumpflege werden die
Hände jedoch über viele Stun­
den hinweg beansprucht,
was auch noch durch hohe
Gewichte und plötzliche
Belastungen verstärkt wird.
Um sich einen kraftvollen
Griff zu erhalten ist es not­
wendig, drei Grundprinzipien
zu beachten, die sich aus
dem Aufbau der Hand erge­
ben. Wer diese bei den alltäg­
lichen Handabläufen und bei
der Auswahl des Werkzeuges
beachtet, erreicht ermüdungs­
freieres und kraftsparenderes
Arbeiten. Außerdem reduziert
sich die Verletzungsgefahr.
Der Greifapparat hat die
Chance gesund zu bleiben,
bis ins hohe Alter hinein.
Prinzip 1:
C-Bogen, Auf­
spreizung + Opposition
Die Fingergrundgelenke – das
sind die knöchernen Höcker,
am Übergang vom Finger
zum Handrücken – bilden
einen C-Bogen. C-Bogen des­
halb, weil die Grundgelenke,
wenn die Hand ruhig auf
einem Tisch liegt, einen
Bogen nach oben bilden
(Abb. 2)
. Dieser Bogen wird
stabil, wenn sich zugleich die
Abb. 1
Abb. 2
1...,70,71,72,73,74,75,76,77,78,79 81,82,83,84,85,86,87,88,89,90,...128
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