Kletterblatt 2009 - page 79

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Stefan Bilharz
Summa perfectio attingi non potest,
denkt so mancher mit Cicero und lässt, da Vollkommenheit nicht zu er­
reichen ist, schon mal eine krumme Linie gerade sein oder schneidet
Bäume, statt sie zu pflegen.
Wer mit offenen Augen und einem Gefühl für Ästhetik durch unsere
Städte spaziert, sieht diese Unvollkommenheiten: verstümmelte Bäume,
die mehr einem alten, hölzernen Strommast ähneln als einem Baum.
Woran liegt das? Immer wieder bekommen wir Berichte von Baumpflege­
einsätzen deutscher Baumpfleger (SKT) im Ausland. Geht man davon
aus, und die Berichte bestätigen dies, dass dort Fachleute und keine
Kapper gesucht werden, so kann es um die Baumpfleger hierzulande
eigentlich nicht so schlecht bestellt sein.
Oder ist es eine Frage der Quantität? Nur 500 professionelle Baumpfle­
ger gibt es bundesweit, so das Reutlinger Wochenblatt am 21. 9. 2008.
Natürlich gibt es erheblich mehr professionelle Baumpfleger, die berufs­
mäßige und fachmännische Baumpflege machen. Aber es gibt eben
auch die Anderen, die unfachmännisch locker, leicht ihr Handwerk ver­
richten und ihren schnellen Lohn einfahren. Das Kletterblatt unterstützt
die fachmännische und baumgerechte Pflege. Persönlich habe ich allen
Respekt vor den engagierten Pflegeprofis, den Baumkletterern, die sich
für fachgerechte Baumpflege einsetzen, die sich nicht von Borniertheit,
Halbwissen oder Gleichgültigkeit abschrecken lassen, die aber auch Un­
sicherheiten und Ängste ernst nehmen. Deshalb werden wir mit unseren
Artikeln im Kletterblatt auch immer klar pro BaumPFLEGE argumentieren.
Aber auf dem Markt treffen sich halt alle, die Wissenden und Unwis­
senden, die Könner und die Kapper. Letztere hat Gustave Flaubert
treffend skizziert: „Infinitesimal? Ich weiß nicht was das ist. Aber es hat
wohl etwas mit Homöopathie zu tun!“
Schnittgut
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