Kletterblatt 2005 - page 20

Thema
Schnittgut
von Stefan Bilharz
Auch wenn Profis schnelle KK
beherrschen: für alle KK gilt,
dass sie im Gegensatz zur Ge-
rätetechnik neue Funktionen,
die das Baumklettern weiter-
bringen, nicht leisten können
und wohl auch nicht leisten
werden, da ihre physikalischen
Grenzen erreicht sind.
Die neuen Funktionen sind:
1: Das „Ein- oder zweihändige
Aufseilen“ über der Klemm-
einheit, mit sicherer Selbstblo-
ckierung ohne nennenswerten
Wegverlust, selbst bei gerin-
gem Seilgewicht. Wegverlust
entsteht, wenn das durchlau-
fende Seil über der Klemm-
einheit eingeholt wird, der KK
mit dem Seil nach unten wan-
dert und der Kletterer einen
Teil des erarbeiteten Weges
wieder zurücksackt, bis der
KK wieder auf Spannung ist.
2: Das „Hand über Hand Ver-
kürzen“ und das „Einhändige
Verkürzen“ über der Klemm-
einheit beim Zurückgehen
von Ast oder Stämmling bei
kontinuierlichem Durchlaufen
des ablaufenden Seils durch
die Klemmeinheit bei perma-
nenter Selbstblockierung ohne
nennenswerten Wegverlust.
3: Hohe Abseilgeschwindig-
keiten ohne „Durchschmelz-
Gefahr“.
4: Das „Freie Aufsteigen“ ohne
Last am Seil bei nahezu rei-
bungsfreiem und einhändigem
Dichtholen des Doppelseils
mit permanenter Selbst-
blockierung bei minimalem
Wegverlust.
Diese Funktionen bringen
dem Kletterer entscheidende
Vorteile, weil sie einerseits
neue und sehr effiziente Klet-
terbewegungen möglich ma-
chen und zum anderen dafür
sorgen, dass, egal ob die
Klemmeinheit über- oder
„untergriffen“ wird, einhän-
dig, sicher, Kraft sparend und
ohne „Schlaffseilbildung“
geklettert werden kann. Die
Ausbildung an langsamen KK,
(„Zweihand-Hüftschwung-
Vorschub-Technik“) ist meiner
Meinung nach weder zeitge-
mäß noch effizient, geschwei-
ge denn körperschonend. Mit
schnellen KK hingegen können
nur wenige Kletterer sicher
umgehen und sie verlangen
eine permanent hohe Konzen-
tration, um ihre Defizite zu
kompensieren. Die „Medium-
KK“ sind zwar relativ sicher,
lassen aber im Bereich Dyna-
mik und Effizienz viel zu wün-
schen übrig. Wäre meine
Behauptung falsch, so wären
die schnellen KK gerade im
Meisterschaftsklettern und bei
erfahrenen wie leistungsfähi-
gen Baumpflegekletterern nicht
so beliebt.
Mittlerweile glaube ich, auf
der Zielgeraden des Wettlaufs
mit den Klemmknoten zu sein.
Für mich wird klar, dass KK si-
cherheitstechnisch und funk-
tional nicht mehr mithalten
können. Die Gerätetechnik hat
schon heute neue Funktionen
für die SKT zu bieten und sie
wird den geforderten EN-Stan-
dards gerecht. Zudem wird es
mit Sicherheit Weiter- und
Neuentwicklungen geben, was
wiederum für weiteren Wett-
bewerb sorgt. Soviel wir den
KK auch zu verdanken haben;
technische Entwicklungen ge-
hen stets ihren Weg und er-
weitern den Stand der Technik.
Der Autor
Hubert Kowalewski
Rettungsassistent, Baumpfleger und Er-
finder. Hat das erste und bisher einzige
mechanische Klemmgerät für die Baum-
klettertechnik entwickelt. Inhaber der
Entwicklungsschmiede ART.
war Gericht gehalten worden. Inzwi-
schen wird Recht zwischen Steinen ge-
sprochen und die Götter sind aus den
Bäumen verschwunden. ‘In ihren Armen
schliefen Wälder ein.’ Die kleine Kapelle, er-
richtet von Bonifatius aus den vier Teilen der
Donar-Eiche, ist zum Fritzlarer Petersdom
geworden. 1660 Jahre schon steht die
Eiche bei Stara Zagora in Bulgarien. Aber
insgesamt ist heute der Respekt vor alten
großen Bäumen bei vielen verschwunden.
Mit Fachkompetenz und Engagement kann
der Baumpfleger Anwalt der Bäume sein.
Der Umgang mit Bäumen verrät auch etwas
über die Einstellung zur Mitwelt. „Mein Ver-
trauen in den Charakter meines Nachfolgers
hat einen Stoß erlitten, seit ich erfahren
habe, dass er die uralten Bäume vor der
Gartenseite seiner Wohnung hat abhauen
lassen.“ Das schrieb Otto von Bismarck.
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