tuitiv im Baum, geht effektiv
und versiert mit Technik und
Ausrüstung um und verfügt
neben einer guten Fitness
auch über eine hohe mentale
Sicherheit. Er weiß, was er tut
und wo seine Grenzen liegen.
Dies alles, noch kombiniert
mit Talent und Engagement,
ermöglicht eine hohe und
dauerhafte Produktivität im
professionellen Baumklettern.
Wer den A- und B-Schein
absolviert hat, der klettert
heute meist mit einem Lock-
jack Sport oder Twin, oder
aber mit einem mehr oder we-
niger schnellen KK, wobei das
Mehr oder Weniger an Schnel-
ligkeit stets mit einem Mehr
oder Weniger an passiver Si-
cherheit einhergeht. Um die
passive Sicherheit eines KK im
Wesentlichen beurteilen zu
können, führe ich gern den
Begriff der „Grundreibung“
an. Je schwerer sich ein KK am
Seil verschieben lässt, umso
höher ist seine Grundreibung.
Je höher die Grundreibung ei-
nes KK ist, desto langsamer
und „sicherer“ ist er. Natürlich
ist ein KK mit einer hohen
Grundreibung auch unter Last
entsprechend schwer zu lösen,
was beim Bewegen auf dem
Ast eine gewisse Schwerfällig-
keit bewirkt und das Erreichen
höherer Abseilgeschwindigkei-
ten deutlich einschränkt. Die
dadurch „gefühlte“ Sicherheit
ist besonders bei Anfängern
positiv; effiziente und dyna-
mische Bewegungen im Baum
sind mit hoher Grundreibung
aber kaum möglich. Der Kraft-
aufwand, mit solchen KK
aufzuseilen, ist enorm. Hinzu
kommt, dass langsame KK
meist in Verbindung mit Ring-
Kambiumschonern eingesetzt
werden, was vergleichbar ist
mit dem Fahren bei angezoge-
ner Handbremse. Wird in die-
ser Weise über längere Zeit
geklettert, verfestigt sich ein
Kletterstil, der aus heutiger
Sicht weder als dynamisch
noch als effizient eingestuft
werden kann. Ein Kletterer,
der diese „Prägung“ erfahren
hat, muss bei einer Reihe von
Bewegungsabläufen völlig um-
lernen, wenn er einen dynami-
schen Kletterstil lernen möchte.
Um am Seil fachgerechte
und konkurrenzfähige Baum-
pflege machen zu können, ist
eine moderne Klettertechnik
unerlässlich. Die mittelschnel-
len KK sind da eine Art Kom-
promiss. Sie haben eine gerin-
gere Grundreibung, lassen
sich somit leichter verstellen,
und auch beim Nachlassen bis
Abseilen lassen sie eine erhöh-
te Dosierbarkeit und Ge-
schwindigkeit zu. Sie sind in
Kurz- und Langversionen an-
zutreffen, verlieren nur selten
ihre Mindest-Grundreibung,
zeigen allerdings gegenüber
der klassischen Prusikschlinge
ein deutlich geringeres Maß
an passiver Sicherheit. Auch
was Einbau- und Bedienungs-
fehler angeht. Meine unpräzi-
se Einteilung der KK in lang-
sam, mittelschnell und schnell
ist bewusst gewählt, da selbst
die Nennung bestimmter KK-
Namen keine verlässliche Aus-
sage über die jeweils tatsäch-
lich vorhandenen Eigenschaf-
ten zulässt. Faktoren wie Ma-
terialwahl, Durchmesser, Ein-
bindungslänge, Gewicht des
Kletterers usw. geben jedem
Knoten ein individuelles Profil,
welches sich während der Ar-
beit zudem recht schnell ver-
ändert.
Nun zu den schnellen KK,
die stets in Kurzversion geklet-
tert werden. Sie zeichnen sich
vor allem dadurch aus, dass
sie eine sehr geringe Grundrei-
bung haben, hohe und gleich-
zeitig gut dosierbare Abseilge-
schwindigkeiten zulassen und
zudem in gewissem Maße ei-
nen freien Seildurchlauf bei
ausreichendem Seilgewicht er-
möglichen. Schnelle KK kön-
nen also mehr. Warum werden
diese schnellen Knoten nicht
in den Ausbildungen ver-
mittelt und warum sind sie
meist nur bei wenigen Kön-
nern anzutreffen? Die geringe
Grundreibung ist der zentrale
Punkt. Beim „Hand über Hand
Aufseilen“ geht die geringe
Grundreibung oft verloren
und damit eben auch eine ele-
mentare Grundfunktion der
Seilsicherung: die Selbstblo-
ckierung.
Solch ein Knoten braucht
eine gute Fitness, ein feines
Händchen, gute Körperbeherr-
schung, eine insgesamt hohe
mentale Sicherheit und ein gu-
tes Auge für die Route im
Baum. Es ist in Wahrheit nicht
in erster Linie der schnelle Kno-
ten, der das große technische
Potential hat, sondern der ver-
sierte Kletterer bringt es fertig,
mit den eingeschränkten Funk-
tionen eines schnellen KK Er-
staunliches zu machen und
gleichzeitig deren Defizite ge-
schickt zu kompensieren. Doch
für diejenigen Kletterer, die
nicht die oben genannten Fä-
higkeiten haben, um die Gefah-
ren schneller KK kompensieren
zu können, sind diese gefähr-
lich. Sicherheitstechnisch kann
dies also kein professioneller
Standard sein, und zertifizierbar
sind solche KK ohnehin nicht.
Thema
kletterblatt
05
19