und Belgien, insgesamt nur ein Startplatz reser-
viert, was ich und andere nicht in Ordnung
finden. Also genau genommen ist die Welt-
meisterschaft deshalb eher eine internationale
ISA-Meisterschaft.
Gibt es, wie beim Boxen, verschiedene Welt-
meisterschaften?
Nein, nur die ISA richtet Weltmeisterschaften aus.
Ist es ein gutes Gefühl Weltmeister zu sein?
Zu gewinnen ist immer schön. Wenn ich in den
Vordergrund stelle, dass ich damit etwas Positives
für die Bäume bewirken kann, dann freut mich
das. Und wenn man eine bestimmte Position hat,
dann kann man das natürlich umso mehr. Man
hat wirklich Macht oder Einfluss, und Macht kann
man ja auch positiv nutzen.
Wenn heute jemand Weltmeister wird, macht er
Werbung. Und der Weltmeister im Baumklet-
tern: Ist der für die Werbung uninteressant?
Der Weltmeister im Baumklettern ist nicht genug
bekannt. Trotzdem haben sich schon Möglichkei-
ten ergeben. Aber ich bin da aus verschiedenen
Gründen etwas abgeneigt. Der Hampelmann liegt
mir nicht. Manche Kontakte scheitern auch da-
ran, dass ich nicht gebügelt und gestriegelt bin.
Grundsätzlich würde ich aber nur Produkte emp-
fehlen, hinter denen ich stehe.
Wie bereitest Du dich auf Baumkletter-
Weltmeisterschaften vor?
Training ist für mich der Alltag: die Arbeit im
Baum, das Warmmachen vor der Arbeit, die
Dehnübungen danach. Ab und zu gehe ich zum
Laufen, wegen des Lungenvolumens. Wichtig ist
immer die innere Einstellung. Wenn ein Kletterer
einen Baum sieht und denkt, oh jetzt muss ich
schon wieder auf den Baum hoch, dann klappt es
nie. Ich bin immer dankbar, dass ich hoch darf,
und schon kommt eine ganz andere Energie in
den Körper.
Aber wenn du die 100 Meter am Seil hoch-
kletterst, sieht man deutlich, dass Kraft und
Einstellung nicht alles ist. Welchen Stellenwert
hat dabei die Klettertechnik?
Natürlich gibt es eine Klettertechnik und die Klet-
terausbildung, und die ist wichtig, da dort die
Grundlagen der Klettertechnik intensiv gelernt
werden können. Das muss ich aber nicht mehr
trainieren, das ist Alltag. Ich spiele immer wieder
an Verbesserungen und Verfeinerungen meiner
Klettertechnik.
Natürlich habe ich inzwischen das Glück und den
Vorteil, dass ich meistens meisterschaftstaugliche
Aufträge habe. Das heißt, ich mache meist Groß-
baumpflege, und das sind die Bäume, wie sie auf
Meisterschaften zu erklettern sind. Also Aufträge,
wo es immer richtig ans Eingemachte geht.
Seit wann kletterst Du?
Eigentlich bin ich schon immer auf Bäumen rum-
geklettert. Ich erinnere mich noch an meine
Schulzeit. Da haben wir Bucheckern gesammelt,
um etwas Taschengeld zu verdienen. Und irgend-
wann haben wir gemerkt, dass die nicht auf dem
Boden wachsen, sondern oben in den Bäumen. Ab
diesem Zeitpunkt sind wir nur noch mit Planen in
den Wald, haben diese ausgelegt, sind hoch und
haben die Bucheckern runtergeschüttelt. Und das
Taschengeld war besser. Irgendwann habe ich
dann auch einen Zapfenpflückerkurs gemacht.
1984 habe ich die Schule beendet und war bis
1990 in der Welt unterwegs.
Ich habe als Waldarbeiter, Landschaftsarbeiter,
Baumpfleger und Kletterer gejobbt und mich sel-
ber weitergebildet: Mit Lesen, durch die Zusam-
menarbeit mit vielen interessanten Menschen, mit
Weiterbildungskursen und durch viele andere Ver-
anstaltungen. 1991 habe ich mich dann selbst-
ständig gemacht.
Du bist heute immer unterwegs. Schon als Kind
sollst Du durch Kanada gestreift sein.
Als Kind? Nein, da war ich 17, als ich in Kanada
war, aber mit 14 war ich in Skandinavien ...
Aber in Kanada hast du dir Waldbesitz zuge-
legt. Wieso gerade dort?
Das hat sich halt so entwickelt, dass Kanada zu
meiner zweiten Heimat geworden ist.
Jetzt lebst du in einem umgebauten LKW. Fahr-
zeug, Büro, Wohnung. Immer mobil – von Auf-
trag zu Auftrag. Auf deinem „Haus“ und auf
Interview
kletterblatt
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