Kletterblatt 2014 - page 16

leicht handhaben. Fliegen, Mäuse
und Ratten sind in Tierversuchen
eben deshalb beliebt, weil die Re-
produktionsraten sehr hoch sind
und man so schnell zu Grundla-
gen-Ergebnissen kommt, die dann
vielleicht Rückschlüsse, z. B. auf
denMenschen zulassen.
Sollen wir nun bezüglich der
Schnittzeit ganz auf wissen-
schaftliche Versuche verzichten?
Nein! Denn wir alle wissen doch
auch, wie sehr Erfahrung und
Bauch sich täuschen können und
wir sind gut beraten, alles daran
zu setzen, Erfahrungen wissen-
schaftlich zu untermauern. Wa-
rumnicht auch langsamherantas-
tenmit z. B. Dichtpflanzungen von
jungen Bäumen. Da könnte man
pro Hektar gleich ein paar Tau-
send Bäume unterbringen und
Schnittversuchemachen, dieman
viele Jahre begleiten kann. Mit
diesen Ergebnissen tastet man
sich dann an Aussagen zur Wir-
kung bei Altbäumen und verschie-
denen Baumarten heran. Warum
nicht sogar Obstbäume nehmen,
dann kann man vielleicht sogar
auf bestehende Bäume zurück-
greifen. Eswerden sichwohl Obst-
bauern finden, die ihre Erwerbs-
anlagen der wissenschaftlichen
Baumpflege gegenEntgelt zur Ver-
fügung stellen. Ernte nicht ausge-
schlossen.
Wichtig dabei ist, dass wir Ver-
suchsergebnisse nicht überbewer-
ten, sondern als das darstellen,
was sie sind und tatsächlich aus-
zusagen in der Lage sind, nämlich
Vermutungen zuzulassen und zu
helfen, weitere Ansätze zu finden
und neue Thesen zu entwickeln.
Unsicherheitenmüssen dabei aber
immer für alle erkennbar bleiben,
auch in praktischenFachbüchern.
Bei der Diskussion über Abschot-
tung und Wundkallus wurde aus
den in Versuchen abgeleiteten
Thesen nach und nach ein unum-
stößlicher, überall zitierter Lehr-
satz „Schnitt während der Vegeta-
tion“, der sich in den Regelwerken
Baumpflege
Praxis
kletterblatt 2014
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Baumschnitt
und
Schnittzeit
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