nicht den gleichenStandort, haben
meist nicht den gleichen Genotyp,
haben nicht das gleiche Mikrokli-
ma, sind nicht dem gleichem
Krankheitsdruck ausgesetzt, ha-
bennicht die gleicheKronenstruk-
tur, auch nicht die gleicheKronen-
masse und nicht den gleichen
Wuchs usw.
Das alles gilt auch für andere bio-
logische Systeme, könnteman ein-
werfen. Dort ist die Wissenschaft
durchaus erfolgreich. Das ist rich-
tig. Wir Menschen sind auch alle
sehr verschieden, und doch gelingt
es den Forschern und Statistikern
ziemlich genau vorherzusagen,
wie wir bei Bundestagswahlen
wählen werden. Auch das Wetter
ist sehr komplex, und trotzdem
werden die Prognosen immer ge-
nauer. Warum dann nicht auch
Vorhersagen über biologische Re-
aktionen von Bäumen?
Ganz einfach. Die Daten, die Sta-
tistikern zur Auswertung von
Wahlvorhersagenoder derWetter-
vorhersage zur Verfügung stehen,
sind um ein Vielfaches höher, als
es je bei Versuchen zu Bäumen der
Fall sein kann. Je weniger Ein-
flussfaktoren konstant gehalten
werden können, desto größermuss
die Zahl derWiederholungen sein.
Statistiker können recht genau be-
rechnen, wie groß eine Stichprobe
sein müsste. Das geht zwar nicht
ohne umfangreiche Voruntersu-
chungenunddie darauf basierende
Herleitung eines statistischenRe-
chenmodells, aber prinzipiell ist es
möglich.
Mir ist kein Versuch bekannt, der
den Einfluss der Schnittzeit auf
die Lebenszeit von Bäumen bei
korrekter Schnittführung unter-
sucht hat. Ich weiß nicht annä-
hernd, wie hoch die Zahl der Bäu-
me sein müsste, um zu signifi-
kanten Aussagen zu kommen.
Aber ich vermute, dass es so viele
sein müssten, dass es niemand
schaffen würde, so viele Wieder-
holungen in einem Versuch anzu-
legen. Selbst wenn es gelänge,
10.000 geklonte Birken an einem
homogenen Standort anzupflan-
zen und einen statistisch ausge-
tüftelten Versuchsplan auszuhe-
cken, sowäre die nächste Schwie-
rigkeit, die Bäume über viele Jahre
hinweg systematisch zu schneiden
und zu betreuen. Welcher Profes-
sor oder Forscher kann heute ga-
rantieren, dass ein lang angelegter
Versuch auch in 20, 30 oder 40
Jahren noch Gelder erhält und so
lange weitergeführt wird, bisman
die Ergebnisse auswerten kann.
Deshalb forschen die Wissen-
schaftler am liebsten mit biolo-
gischenSystemen, die hoheRepro-
duktionsraten haben. Beliebt sind
Bakterienkulturen. Hier kannman
die Versuchewöchentlich auswer-
tenundneueErkenntnissegleich in
den nächsten Versuch einfließen
lassen. EinjährigeKulturpflanzen,
wie z. B. Weizen, lassen sich im-
merhin noch einigermaßen
Warum Wissenschaft sich mit
Aussagen dazu schwer tut
Baumschnitt
und
Schnittzeit
Baumpflege
Praxis
kletterblatt 2014
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