Kletterblatt 2012 - page 43

hin zuerst auf die Bäume und dann auf
die Infrastruktur sehen. Baumkletterer
sindMenschen, die überwiegend imFrei-
en arbeiten. Deshalb setzen wir voraus,
dass unsereKursteilnehmer keine klima-
tisierten Klassenzimmer erwarten, son-
dern eine Ausbildung, die selbstverständ-
lich draußen stattfindet.
Zeit
Die Rahmenbedingungen für die SKT-
AusbildungsstufenAundBwerden durch
die Gartenbau-Berufsgenossenschaft
vorgegeben. Neben den Inhalten ist auch
die Mindestdauer der Kurse festgelegt.
Für A- und B-Kurse inklusive Prüfung
stehen jeweils fünf Tage zur Verfügung.
Das ist nicht viel Zeit, wie Teilnehmer
und Ausbilder immer wieder bemerken.
Natürlich findet man nirgendwo ein
Verbot für längere Kurse, aber die wird
es aus mehreren Gründen nicht geben.
Der erste ist der Wettbewerb. Eine
Schule, deren Kurse zwei Wochen dau-
ern und darum doppelt so teuer sind,
wird kaum noch Kundschaft haben,
wenn alle anderen Schulen das gleiche
Zertifikat in einer Woche anbieten.
Der zweite Grund ist ebenfalls ein be-
triebswirtschaftlicher. Jede Fortbildung
bedeutet neben dem positiven Zuwachs
an Wissen eine Belastung für den Be-
trieb, da Geld ausgegeben statt verdient
wird. Zwei Wochen Verdienstausfall
ohne Einkommen sind da schon bedeu-
tender als eine Woche. Zudem stellt sich
Routine ohnehin erst in den vielen Klet-
terstunden nach der Ausbildung ein, bei
einem früher, bei anderen später.
In der Ausbildungszeit werden nur
Grundlagen geschaffen und das funktio-
niert schon seit zehn Jahren auch inner-
halb einer Woche ganz gut. Unsere Lö-
sung für das immer wieder angespro-
chene Zeitproblem ist eine Auswahl von
zusätzlichen Fortbildungen, dieman ne-
ben den Pflichtausbildungen SKTA und
B absolvieren kann. So haben wir zum
Beispiel Kurse zu den Themen Baum-
schnitt, Baumbeurteilung, Rettung, Auf-
stieg und Rigging imProgramm.
Ausbilder
Wer als SKT-B-Ausbilder arbeiten
möchte, muss bei der Gartenbau-Berufs-
genossenschaft eine Prüfung absolvie-
ren. Damit ist zumindest für den Ein-
stieg eine ausreichendeQualität gewähr-
leistet. Die Anforderungen, die wir stel-
len, gehen noch etwas darüber hinaus.
Im Abstand von fünf Jahren führen wir
eine Leistungsüberprüfung für alle Aus-
bilder durch, umdie Qualität zu sichern.
Wir wollen trainierte und motivierte
Kletterer mit Erfahrung, die sich nicht
auf ihrem durch die Ausbilderprüfung
erlangten Status ausruhen. Bei den jun-
genKollegen gilt es immer, imVorfeld zu
prüfen, ob die Erfahrung ausreicht, um
unsere Teilnehmer in der SKT auszubil-
den, und bei den älteren geht es eher um
die Prüfung der Fitness.
Ganz wichtig ist uns ein enger Bezug
zur Praxis. Alle Ausbilder derMünchner
Baumkletterschule arbeiten auch als
Baumkletterer und ausgebildete Baum-
pfleger. Niemand ist ausschließlichAus-
bilder oder imHaupterwerb Bergführer,
Feuerwehrmann oder Dachdecker. Das
verursacht mitunter Schwierigkeiten in
der Planung. Denn wer sein Geld mit
Baumpflege und Baumfällung verdient,
hat zu bestimmten Stoßzeiten einen
vollen Terminkalender. Das betrifft bei
vielen Kollegen den im Bundesnatur-
schutzgesetz verankerten Fällzeitraum
von Anfang Oktober bis Ende Februar.
Wir verfügen jedoch über einen großen
Ausbilderstammundmüssen deswegen
so gut wie keine Kurse mangels Ausbil-
der absagen.
Schöner Standort = schöner Kurs!
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