Kletterblatt 2012 - page 42

Baumpflege
Praxis
kletterblatt 2012
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Der
Kletterkurs
Wie würden die
SKT-Ausbildungen
aussehen, wenn
man als Kletterschule
keinerlei Beschränkungen
unterworfen wäre? Welche
Rahmenbedingungen
wären die idealen?
Die Qualität eines
Kletterkurses hängt
von vielen Faktoren ab,
die sich nur zum Teil
beeinflussen lassen.
Einige Faktoren entschei-
den nicht nur über die
Qualität, sondern über
die pure Machbarkeit.
D
er ideale Kletterkurs? Klar, hochmoti-
vierte Teilnehmer mit viel Vorkennt-
nis, blutjunge Ausbilder mit 20 Jahren Be-
rufserfahrung und bei Meisterschaften
immer unter den ersten fünf Plätzen,
strahlende Sonne mit ein wenig Wind, da-
mit man nicht so schwitzt, Bäume, die sich
den Fähigkeiten der Kursteilnehmer an-
passen, Leinwand für Präsentationen am
Stammfuß, Kantine und Dusche usw. Die-
se Aufzählung könnte man beliebig fort-
setzen, aber wie so oft im Leben kommt
manweiter, wennman die realenMöglich-
keiten prüft, Standards festsetzt und einen
Plan entwickelt, wie man mit Unregelmä-
ßigkeiten umgeht.
Baum
Bei der Auswahl der Bäume gehen wir
wenige Kompromisse ein. Ganz sicher ver-
suchtman als gewerblicher Kletterer, beim
Kunden immer eine Lösung für die Ar-
beiten am Baum zu finden, ganz egal, ob
der Baum groß oder klein, gerade oder
schräg, dicht oder offenkronig gewachsen
ist. Bei der Auswahl der Bäume am Kurs-
standort drehen wir dieses Prinzip um.
Wir suchen immer nach den Bäumen, auf
denen sich die Lehrinhalte mit den Kurs-
teilnehmern ambesten umsetzen lassen.
Für einen SKT-A-Kurs braucht man bei-
spielsweise zu Kursbeginn „Leiterbäume“
mit vielen tragfähigenÄsten in kurzenAb-
ständen, um die Technik
des Wechselaufstiegs zu
üben. Mit Hilfe vonHalte-
seil und Klettersystem er-
reicht man imVorstieg die
Position des eigentlichen
Ankerpunktes im Baum.
Diese Basistechnik ist
sehr wichtig für das Ver-
ständnis der elemen-
tarstenKletterregeln.
SKT-B-Kurse brauchen
einerseits ausladende,
großkronige Laubbäume
für die Routenplanung
und den Bau von Umlenkungen zum Ar-
beitenundRettenund andererseits Bäume,
in denenman effektiv denEinsatz vonMo-
torsäge undRiggingsystemüben kann. Da-
mit fallen also Fichtenwald und Streuobst-
wiese als alleinige Kursstandorte aus.
Standort
Baumklettern ist etwas Besonderes.
Auch wenn die Zahl der ausgebildeten
Baumkletterer stetig steigt, wird dieArbeit
mit der SKT ein Privileg bleiben (ja, es gibt
Tage, an denen dieser Charakter nicht
ganz deutlich hervortritt…). Wir bemühen
uns, über die Auswahl der Standorte auch
die Ausbildung zu etwas Besonderem zu
machen. Viele unserer Kurse finden in be-
kannten Parkanlagen statt. Wir glauben,
dass die Schönheit des Umfeldes geeignet
ist, die Kursteilnehmer während der Aus-
bildung für einen verantwortungsvollen
Umgang mit Bäumen zu sensibilisieren.
Auf einem Kletterkurs mit eng be-
grenztem Zeitrahmen überwiegen tech-
nische Inhalte, aber nach dem Kurs dient
die SKTnur zumErreichen der Positionen,
an denen die tatsächliche Arbeit beginnt.
Deshalb ist man als Ausbildungsstätte im-
mer in der Pflicht, den Zusammenhang
zwischen demMittel SKT und demZweck
fachgerechter Baumarbeit herzustellen.
Den Schwerpunkt der Ausbildungmacht
die Kletterpraxis aus. Wenn wir einen
schönen Standort mit geeigneten Bäumen
gefunden haben, gibt es dort nicht immer
auch gleichzeitig perfekt ausgestattete
Unterrichtsräume. In den warmen Mona-
ten finden die Theorieeinheiten sowieso
meist am Baum statt, weil man zeitrau-
bende Wege spart und bessere Bedin-
gungen für Vorführungen hat. Bei schlech-
tem Wetter können wir auf schnell auf-
baubare, schuleigene Zelte zurückgreifen.
In der kalten Zeit des Jahres sind wir
überwiegend an Standorten, die beheiz-
bare Unterrichtsräume bieten. Bei der
Wahl neuer Plätzewerdenwir aber weiter-
baukasten
Baum ist Baum?
Gibt es den
perfekten Kurs?
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