Kletterblatt 2009 - page 42

Vor 10 Jahren war Baumpflege
mit SKT noch ein Nischenan-
gebot. Die Ausbildung eine
Herzenssache engagierter Ide-
alisten. Heute ist die Ausbil-
dung in weiten Teilen geregelt,
die Baumpflege mit SKT eine
anerkannte und geschätzte Ar-
beitsmethode. Trotzdem fal-
len sie noch auf, die SKT-Pro-
fis, wenn sie in den Bäumen
arbei­ten. Das zeigt sich auch
daran, dass nicht selten die lo-
kalen Zeitungen von Einsätzen
der Kletterprofis im Baum be-
richten. Manchmal auch mit
nicht ganz korrekten Details:
„... mit Seilen gesichert und
in Bergsteigermontur, arbei-
teten sich 3 Baum­pfleger in
luftige Höhe empor und
balancierten auf schmalen
Ästen ...“ – so z. B. ein Zitat
aus der Badischen Zeitung.
Nein, mit Klettern in Berg-
steigermontur hat die
Münchner Baumkletterschule
natürlich nichts zu tun. Sie
lehrt das sichere Arbeiten im
Baum. Die dafür benötigte
Ausrüstung unterscheidet sich
sehr stark von der beim Berg-
steigen verwendeten. Ein ge-
übter Baumpfleger und An-
wender der Seilklettertechnik
ist in der Lage, nahezu jeden
Punkt in der Krone eines
Baumes zu erreichen, bewegt
sich auf dünnsten Ästen und
hat beide Hände frei zum Ar-
beiten (ganz im Gegensatz
zum Bergsteigen). Doch das
muss gelernt und trainiert sein.
Seit 10 Jahren unterrichtet die
Münchner Baumkletterschule
die Seilklettertechnik. Seit
1999 bietet sie nahezu jede
Woche irgendwo in Deutsch-
land Baumkletterkurse an. Als
Johannes Bilharz und Bruno
Erhart 1999 die Schule grün-
deten, gaben sie der Schule
den Namen ihres Standortes.
Doch von Anfang an vertraten
sie die Philosophie, die Schule
zu den „Schülern“ zu bringen.
Sie suchten deshalb geeignete
Schulungsorte überall in
Deutschland. In einem Park
mit 100 Bäumen sind es oft
nur wenige, die den Ansprü-
chen für Kletterkurse genügen.
Die Schule ist deshalb immer
auf der Suche nach neuen
Schulungsorten, vorzugsweise
öffentliche Parkanlagen.
Klettern lernt man nur direkt
im Baum. Deshalb wurden
kletterblatt
09
42
Thema
In Deutschland gibt es
zwei geregelte einwö-
chige Ausbildungen
für Baumkletterer: den
SKT-A-Kurs und den
SKT-B-Kurs. SKT-A ist
der Einstieg ins Baum-
klettern, sowohl für
Neulinge, wie auch für
Berg- oder Industrieklet-
terer. Letztere verstehen
spätestens auf dem Kurs,
dass Baumklettern ein
komplett eigenständiges
Kletterverfahren ist. Es
ist nicht die Technik, die
komplizierter ist, sondern
der gänzlich andere Be-
wegungsablauf. Auch mit
Vorkenntnissen aus an-
deren Kletterbereichen
kann der Bewegungsab-
lauf kaum in einer Woche
verinnerlich werden.
Deshalb wurde seitens
der BG und mit Zu-
stimmung der Schulen
auch entschieden, dass
für eine Teilnahme an
einem SKT-B-Kurs
300 Praxisstunden
nachgewiesen werden
müssen. Das macht Sinn,
denn beim SKT-B-Kurs
geht’s zur Sache. Neben
erweiterten Kletter- und
Aufstiegstechniken wird
dort der Einsatz der Mo-
torsäge in Verbindung
mit Klettertechnik und
Abseilverfahren für Äste
und Stammteile gelehrt.
Wer die Prüfung beste-
hen möchte, muss nicht
nur mit der Motorsäge im
Baum umgehen können,
sondern auch in der Pra-
xis nachweisen, dass er
in der Lage ist, einen Kol-
legen in kurzer Zeit aus
dem Baum zu retten.
1...,32,33,34,35,36,37,38,39,40,41 43,44,45,46,47,48,49,50,51,52,...128
Powered by FlippingBook