Übergang
Baumvelo, Klettersattel, Steck-
leitersysteme und ähnliche
Steighilfen lösten vorerst das
Problem der Schonung des
wertvollen unteren Stammbe-
reiches. Diese Gerätschaften
waren aber schwer, teuer und
überwiegend nur bis zum ers-
ten stärkeren Astansatz ein-
setzbar. In der Krone stieg der
Kletterer weiterhin mit Steig-
eisen, Kurzsicherungen und
den damit verbundenen Pro-
blemen (Baumverletzungen,
mangelnde Beweglichkeit).
Eine Demonstration während
eines Praxisworkshops vor
etwa 10 Jahren nahm die fsb
zum Anlass, die aus der
Baumpflege stammende Dop-
pelseiltechnik (heute SKT ge-
nannt) zu übernehmen. Per-
manente Sicherung, hohe Be-
weglichkeit und das Klettern
in den Peripherie-Bereich
ohne hohe Risiken überzeug-
ten die Verantwortlichen.
Heutige Praxis
Nach inzwischen achtjähriger
Praxiserprobung hat sich in
Niedersachsen und Schleswig-
Holstein die Seilklettertechnik
bei Ernteeinsätzen im Laub-
holz (Ahorn, Vogelkirsche, Lin-
de, Birke, Hainbuche, Ulme,
Elsbeere usw.) bestens be-
währt. Inzwischen sind auch
große Zapfenernteeinsätze in
Nadelbäumen (Douglasie,
Fichte) mit der SKT-Technik
ausgesprochen erfolgreich
verlaufen.
Erntezeit
Saatguternten erfolgen baum-
artenspezifisch mit Ausnahme
der Monate März und April
rund um das Jahr mit einem
Arbeitsschwerpunkt von Mitte
August bis in die Wintermona-
te (Dezember, Januar, Febru-
ar). Trotzdem ist der Bedarf
an Arbeitskräften aufgrund
der unterschiedlichen Ernte-
mengen sehr schwankend.
Deshalb ist das Erntegeschäft
ein ausgesprochen saisonales
Geschäft. Das optimale Zeit-
fenster für die Ernte der jewei-
ligen Frucht ist sehr begrenzt
und zum erheblichen Teil
dem Witterungsverlauf unter-
worfen. Wenn also für die ein-
zelnen Samen Erntezeit ist,
dann gilt „Top, die Zeit läuft“.
Jetzt heißt es für interessierte
Pflücker entweder-oder! Ver-
schieben lässt sich der Einsatz
nicht. Entweder ist man dabei
oder man lässt es.
Aufträge
Die fsb vergibt vor der Ernte
Werkverträge an Forstdienst-
leistungs- oder Saatgutunter-
nehmen, aber auch an Baum-
pflegefirmen. Voraussetzung
für die Zulassung: Pro Ernte-
trupp muss mindestens eine
Person gemäß Forstvermeh-
rungsgutgesetz (FoVG) bei
der zuständigen Kontrollstelle
der Landesbehörde als Forst-
samen- und Forstpflanzenbe-
trieb gemeldet und zugelas-
sen sein. In Niedersachsen
stehen beispielsweise 3000 ha
Ernteflächen zur Verfügung
(ausgewiesene Saatguternte-
bestände und Samenplanta-
gen). Alle waldbaulich rele-
vanten Baumarten werden
beerntet.
Kenntnisse
Erfolgreiche Waldsamenernte
umfasst weit mehr als die Be-
herrschung einer einwandfrei-
en Klettertechnik. Die Frucht-
entwicklung der einzelnen
Baumarten, Reife- und Ernte-
zeitpunkte, Einschätzung der
Behangsituation, sprich Be-
erntungswürdigkeit von Be-
ständen und Einzelbäumen,
Saatgutqualitätskriterien und
– kontrollen, Ernte-, Zwischen-
lagerungstechniken und
Grundlagenwissen zum Forst-
Anja Überschär und Kristian Ross bei der Forstsaatguternte
Thema