Traditionell erfolgte der
Zugang in Bäume zum
Zweck der Saatgutgewin-
nung i.d.R. durch Steigei-
seneinsätze. Seit einigen
Jahren etabliert sich auch
in diesem forstlichen
Spezialbereich die Seil-
klettertechnik und kann
unter Umständen versier-
ten Kletterern aus dem
Bereich der Baumpflege
eine weitere Einsatz- und
Verdienstmöglichkeit er-
schließen. Der Artikel gibt
einen kurzen Überblick
über Vorteile, aber auch
Schwierigkeiten des SKT-
Einsatzes im Wald und
informiert über die spezi-
fischen Anforderungen bei
Ernteeinsätzen.
Historie
Das Besteigen von Bäumen
zum gewerblichen Aufbringen
von Forstsamen hat in
Deutschland eine lange, fast
200jährige Tradition. Zur Blü-
tezeit des Waldsamenhandels,
in den Jahren 1840-1880 be-
schäftigte z.B. allein die Firma
Heinrich Keller saisonal bis zu
3000 „Tannebbel-Brecher“
(Zapfenpflücker). Einer Chro-
nik des Jahres 1872 zufolge
rangierte diese Firma damit
auf Platz zwei aller gewerbli-
chen Betriebe des damaligen
Deutschen Reiches, nur über-
troffen von der Firma Krupp
Stahl, Essen.
Veränderung
Bis Mitte 1980 war das Stan-
dardkletterverfahren zu Ernte-
zwecken im Wald noch das
Auf- und Absteigen mittels
Steigeisen. Anfang der 90er
Jahre ergab sich in Nieder-
sachsen mit geänderten Wald-
baurichtlinien und einer
damit einhergehenden stei-
genden Nachfrage nach
Laubholzsamen zwangsläufig
die Suche nach baumscho-
nenden Kletterverfahren.
Steigeiseneinsätze, speziell in
wertvollen Edellaubholzbe-
ständen, wurden aufgrund
der Stichverletzungen (Holz-
verfärbungen, Pilzinfektionen)
nicht mehr toleriert. Zudem
war der traditionelle Zapfen-
pflücker mit seiner Fixierung
an der Stammachse durch
Halte- oder Auffanggurte in
Verbindung mit Halteseilsyste-
men nur mittels unhandlicher
Pflückstangen oder Teleskop-
scheren in der Lage, das Ern-
tegut im Außenbereich der
Baumkrone zu erreichen.
Forstsaatguternten -
ein Arbeitsbereich für kletternde Baumpfleger
kletterblatt
06
20
Thema
Über allen Wipfeln