Ausblick
schrieben sind. Die grobe „Körnung“ des Ma-
terials gewährleistet die Luftzufuhr zum Boden;
ein Kompostierungsprozess wird dabei nur sehr
langsam erfolgen, so dass keine Beeinträchti-
gung des Bodens und der Wurzeln durch Wär-
meentwicklung und Nährstoffentzug entsteht.
Nach dem Ende der Landesgartenschau erfolg-
te die erste eingehende Nachuntersuchung der
Bäume in der Netzlandschaft, die aber auch
während der Ausstellung monatlich visuell
überprüft worden waren. Die visuelle Kontrolle
hatte bis dahin keine feststellbaren Veränderun-
gen ergeben. Der Zustand der Eichen ent-
sprach dem der angrenzenden Bäume. Verglei-
chend zu den Voruntersuchungen wurden nun
über Zugversuche die Stand- und Bruchsicher-
heit der Eichen ermittelt. Die Standsicherheit
war durch die eingebauten Netze erhöht, da
sie als zusätzliche Erdanker dienten. Gegen ei-
nen weiteren Verbleib und die weitere Nutzung
der Netzlandschaft an den Bäumen gibt es aus
baumstatischer Sicht keine Bedenken.
Bei langfristiger Weiternutzung ist natürlich die
Sicherheit der Bäume regelmäßig zu untersu-
chen, um die Langzeitwirkung der Anbringung
zu ermitteln. Da Bäume die ihnen angebotenen
Hilfsmittel, in diesem Fall die Erdanker und die
Ankerwirkung der Netze, in ihre Statik mit ein-
bauen, muss geprüft werden, ob und inwieweit
sie ihre Eigenmaßnahmen zur Beibehaltung
und Erhöhung der Sicherheiten vernachlässigen.
Die zusätzlichen Haltemittel bedeuten eine
Stabilisierung, die Bewegung der Bäume wird
damit aber auch eingeschränkt. Dadurch
wiederum verringern sich auch die Reize, die
z.B. Dickenwachstum mit auslösen.
Dies wird ein Hauptaugenmerk bei der weite-
ren Betreuung der Anlage sein. Ein anderer
wichtiger Aspekt ist die Entwicklung der Vita-
lität der Bäume und die Versorgung der Kro-
nen, ob z.B. eine Beeinträchtigung des Kambi-
ums und der Leitungsbahnen, gerade bei der
ringporigen Eiche, erfolgt. Zudem muss der
Zuwachs unterhalb und oberhalb der An-
schlagpunkte beobachtet werden, um die Ent-
wicklung eines statischen Schwachpunktes zu
verhindern, der ähnlich einer Veredelungsstelle
oder in Folge zu spät entfernter Anbindungen
den Stamm über dem Bereich der Netzanbrin-
gung dicker werden lässt als den darunter be-
findlichen Stammbereich.
Es ist sicherlich sinnvoll, die Menschen, insbe-
sondere Kinder, an die Natur heranzuführen:
auch spielerisch wie in diesem Fall. So kann
eine Nähe zur Natur, zu den Bäumen durch ei-
gene Erfahrung aufgebaut und gefördert wer-
den. Dabei ist aber strikt darauf zu achten, dass
die Bäume keinen Schaden nehmen durch die
zusätzliche Nutzung. Die notwendige weitere
Betreuung der Netzlandschaft kann dafür sor-
gen, Nutzungsschäden zu vermeiden oder so
gering wie möglich zu halten.
Die Autoren von Baumrausch und Baumbüro®
begrüßen ausdrücklich jede Anregung, auch
kritischer Natur, zu diesem vorgestellten Pro-
jekt.
Thema
kletterblatt
05
78
Die Autoren
Klaus Schöpe
siehe Seite 29
Alexander Grote
Volker Kranz
Alexander Grote, geboren 1974, in Wolfs-
burg aufgewachsen, ist seit seinem ersten
Baumhaus mit sieben Jahren fasziniert von
Bäumen. Vor fünf Jahren hat er sich entschieden, daraus ei-
nen Beruf zu machen. Seitdem pflegt er Bäume. U.a. ist er
auch als Ausbilder für die Münchner Baumkletterschule tätig.
Volker Kranz, Jahrgang 1965, kommt aus
Münster und ist gelernter Baumschuler.
Seit über 20 Jahren ist er in der
Baumkletterszene aktiv. Neben der Baum-
pflege und der kreativen Gartengestaltung
gibt er auch Seminare.
Gemeinsam entwickeln die beiden Konzepte,
um Bäume spielerisch erlebbar zu machen.
Beteiligte Firmen:
Klaus Schöpe vom „Baumbüro“ übernahm die Begutachtung
der Bäume, die Prüfung der Ankerbäume sowie der genauen
Ankerpunkte. „Corocord Raumnetze“ war für die Berech-
nung, Entwicklung und Herstellung von Netzkletterkonstruk-
tionen verantwortlich. Alexander Grote und Volker Kranz von
der Firma „baumrausch“ koordinierten den Entwicklungspro-
zess, entwarfen die Befestigung am Stamm, führten die not-
wendigen Baumpflegemaßnahmen durch und montierten
schließlich die Kletterlandschaft per Seilklettertechnik.
Bei der Klärung von Detailfragen im Zuge der Untersuchun-
gen und Berechnungen gab es Unterstützung durch das SV-
Büro Dr. Wessolly in Stuttgart.