Kletterblatt 2005 - page 74

Ein einfaches
Sitzband um
den Hintern
quetschte die
Hüfte zusam-
men. Das waren
die Klettergurte
vor nicht einmal 10
Jahren. Immerhin er-
möglichten die fehlen-
den Beinschlaufen eine
360° Drehung. Das war
zwar besser als bei den
heutigen Drehgurten, doch
wenn man nicht aufpasste,
rutschte der Gurt unter die
Arme. Es ist erstaunlich,
dass ähnliche Gurte immer
noch im Handel angeboten
und auch gekauft werden.
Die damals vielfach verwen-
deten sportähnlichen Indus-
triegurte waren modern im
Design und Material, verlang-
ten aber eine hohe Schmerz-
toleranz und aufgrund des ho-
hen Aufhängepunktes eine
gute Bauchmuskulatur: ge-
sund war und ist das aller-
dings nicht.
Angetrieben von geplagten
Baumkletterern begannen die
Hersteller Gurte zu entwickeln,
die immer mehr den Namen
„Baumkletter-
gurt“ verdienten.
Entwicklungsstufen gab es
viele. Der Durchbruch kam mit
dem ersten Drehgurt, dem
SlidingD
von Don Blair. Er
brachte im wahrsten Sinne Be-
wegung ins Spiel. Französische
Kletterer entwickelten Sitzgur-
te mit Brett, die bis heute an
Bequemlichkeit fast nicht zu
überbieten sind. Der
Butterfly
von Komet
leitete schließlich
eine neue Gurt-
Ära ein. Moder-
nes Design und
hohe Funktiona-
lität machten den
Gurt zu einer Er-
folgsstory. Kaum auf
dem Markt, wurde er
überholt von dem fast
schon legendären Quo-
tenkönig
Austria
. Ein
tiefes Zentralband mit
gleitendem D-Ring, beste-
chende Einfachheit gepaart
mit modernem spritzigem De-
sign, trieben den Konkurenten
die Tränen in die Augen. Ein
pfiffiges Allroundkonzept, mit
abnehmbaren Trageriemen
und optionalem Sitzbrett, ließ
fast keine Wünsche offen.
Eine Revolution war der
Kolibri-Gurt
von Kaufmann.
Die Beinschalen sind bis heute
weltweit einmalig. Die Aufhän-
gung des Zentralbandes an
der Hüfte war zwar nicht neu,
neu war aber die Verstellbar-
keit zur Regulation der Sitzpo-
sition, was inzwischen von an-
deren Anbietern übernommen
wurde. Mit fünf Drehgelenken
wurde erstmalig eine Beweg-
lichkeit erreicht, die fast jede
Körperbewegung unterstützt,
statt sie zu behindern. Unzäh-
lige Einstellmöglichkeiten
schaffen es, dass der Gurt, mit
nur einer Größe auskommt.
Bequem wie ein Sitzbrett - und
beweglich wie ein Schlaufen-
gurt. Materialschlaufen in zwei
Ebenen - warum war da noch
niemand früher drauf gekom-
men? Einzig die Vielfältigkeit
der Möglichkeiten überfordert
manchen Einsteiger.
Edelrid, der Marktführer, erlitt
mit seinem ersten Baumklet-
tergurt Forest eine Bauchlan-
dung. Eine Punktlandung war
TreeMagic
, der zweite Gurt,
ein Leichtgewicht und Bewe-
gungstalent. Diese Eigenschaf-
ten begeistern die Sportklette-
rer unter den Baumpflegern.
Das „Multislide-Prinzip“ ist
vom „Kolibri“ übernommen
und weiterentwickelt worden:
ein längenverstellbares Zen-
tralband und dazu vom An-
wender austauschbar. Das war
eine Weltneuheit! Der Ring im
Zentralband gleitet sehr
schön. Mit dieser Neuerung
schafft der Gurt eine fantasti-
sche Variabilität.
Was bringt 2005? Komet hat
den
Butterfly
überarbeitet.
Um den seitlichen Druck zu
vermindern, wurde die Hüft-
aufhängung nach vorne ge-
setzt und das Zentralband ist -
Thema
kletterblatt
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Baumklettergurte in der Entwicklung
Vom Sitzband zum Traumgurt
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