Kletterblatt 2004 - page 17

des Baumes nicht nur zu er-
kennen, sondern auch quali-
tativ und baumartenspezifisch
zu beurteilen sowie mögliche
Gefährdungspotenziale abzu-
leiten.
Personen beurteilen Merk-
male oft unterschiedlich, so
das sich auf Grund der Sub-
jektivität ein gewisser Spiel-
raum bei der Interpretation
der Ergebnisse ergeben kann.
Je weitreichender die prakti-
sche Erfahrung und je um-
fangreicher die theoretischen
Kenntnisse beim verantwort-
lichen Baumpfleger sind, um-
so mehr Wissen kann einge-
bracht werden und umso ob-
jektiver ist die Baumbeurtei-
lung.
Beispiel für die Vorge-
hensweise am Baum
Bei der visuellen Bauman-
sprache erweist sich die Glie-
derung des Baumes in die
drei Bereiche als sinnvoll:
- Krone/Astbereich
- Stamm
- Wurzelraum/Baumumfeld
Folgende Übersicht soll zeigen,
welche Informationen aus der
Beurteilung wichtiger Merk-
male bzw. Schadsymptome
abgeleitet werden können.
(
siehe Tabelle 1
)
Die Informationen aus den
Teilbereichen ergeben am
Ende eine Gesamteinschät-
zung des Baumes hinsichtlich
Gesundheitszustand sowie
Bruch- und Standsicherheit.
Können die Defektsymptome
nicht eindeutig beurteilt wer-
den, sollte eine eingehende
Untersuchung des Baumes er-
folgen, mit möglichst verlet-
zungsfrei arbeitenden Dia-
gnosegeräten.
Durch die qualitative Beur-
teilung der einzelnen Merk-
male lassen sich Informatio-
nen zur Verkehrssicherheit
ableiten und die Parameter
wie folgt z.B. abstufen:
(
siehe Tabelle 2
)
Aus den Ergebnissen der
Gesamteinschätzung lassen
sich meistens die erforderli-
chen baumpflegerischen Maß-
nahmen ableiten. Gleichzeitig
sind sie die fachliche Argu-
mentationsgrundlage im Kun-
dengespräch bzw. Angebot.
Die Beurteilung der Bruch-
und Standsicherheit liefert In-
formationen zur Baumstatik
und somit zur Bekletterbar-
keit des Baumes. Ebenso zu
möglichen Ankerpunkten, und
zur baumspezifischen Anpas-
sung von Arbeitsverfahren,
z.B. Lastverteilung, und Aus-
rüstung.
Fazit
Der Baumansprache und
Baumbeurteilung kommt auf
der Kletterbaustelle eine zen-
trale Rolle zu. Aus der VSG
4.2 ergibt sich für den Auf-
sichtsführenden in Bezug auf
die Gefährdungsbeurteilung
eine rechtliche Verantwor-
tung.
Die Baumbeurteilung kann
durch die Aufteilung in meh-
rere Bereiche klar strukturiert
werden, wobei die Merkmale
der einzelnen Teilbereiche die
Grundlage für die Gesamtein-
schätzung des Baumes bilden.
Durch Fortbildung und Er-
werb theoretischer Kennt-
nisse in der Kombination mit
der Sammlung praktischer Er-
fahrungen kann die qualitati-
ve Beurteilung von Merkma-
len bzw. Schadsymptomen
fachlich fundiert erfolgen und
objektiviert werden.
Der kompetente Baumpfle-
ger muss auch schwierige
Bäume sicher beurteilen kön-
nen und er muss in der Lage
sein, jederzeit die richtigen
Arbeitsverfahren auszuwäh-
len. Sein Fachwissen und
seine Kompetenz überzeugen
den Auftraggeber und selbst-
verständlich kann er auch
eine Baustelle richtig und
kostengünstig organisieren
und leiten.
Thema
kletter
blatt
17
Matthias Goede verfügt
als Dipl.-Ing. für Forst-
wissenschaft über viel
Spezialwissen in den
Themenschwerpunkten
Baumpflege, Baumdiagnose, Seilkletter-
technik.
happy tree baumpflege, Matthias Goede
Der Autor:
Matthias Goede
Gesamteinschätzung des Baumes
Gesundheitszustand
Bruch-/ Standsicherheit
Verkehrssicherheit
Vital
Gegeben
Gegeben
Leicht eingeschränkt
Eingeschränkt
Eingeschränkt
Deutlich eingeschränkt Kritisch
Kritisch
Absterbend
Unklar
Abgestorben
lem?
Tabelle 2
1...,7,8,9,10,11,12,13,14,15,16 18,19,20,21,22,23,24,25,26,27,...72
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