Kletterblatt 2011 - page 81

kletterblatt 2011
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PSA
Praxis
Schnitt
gut
„Dieser zugeklebte Spleiß wurde
uns zur PSA-Kontrolle, die einmal
jährlich durch einen Sachkun-
digen durchgeführt werden
muss, zugesandt. Da man ei-
nen zugeklebten Spleiß nicht
kontrollieren kann, mussten
wir zuerst einmal das Tape
entfernen.Was uns da zuAu-
gen kam, konnten wir kaum
glauben: Das Seil war auf kurze
Distanz mit einem Takelgarn
zusammengenäht worden. Das
ist natürlichmehr als nur nachläs-
sig oder leichtsinnig. Das ist nicht
nur gegenüber der eigenen Ge-
sundheit verantwortungslos.
Denn erstens sind nur zertifi-
zierte Spleiße für PSA zugelas-
sen, zweitens darf der Spleiß
nicht zuklebt sein (die Kontrolle
muss jederzeit visuell möglich
sein) und drittens setzt diese Art
der Vernähung auf eine unend-
liche Langmut des Schicksals.
Kurz, dies ist schlichtweg selbst-
mörderisch undwürde auchnicht
im Ansatz einer Normprüfung
standhalten.
Man kann ja viel über Normen
diskutierenundunbestreitbar gibt
es sie auch, die Vorschriften und
Normen, die beim besten Willen
keinen Sinn ergeben. Aber in die-
semFall sindVorschrift undNorm
gerechtfertigt, weil sie das Leben
des Kletterers und der Kletterin
schützen. Also: So nicht!! Die PSA
heißt nicht nur so, sie ist es auch:
eine SCHUTZausrüstung.
Russisches Roulette imBaum
in der
Schublade wär‘!
... als ob ein
zweites Leben
AmNordpol ruht ein Krokodil
und fragt sich, ob es wohl
den Aufstieg überdenken soll.
„HerrWirt, ein Eis amStil!“
Senin dinin sana,
benimdinimbana.
Zugegeben, das ist etwas dick aufgetragen.
Kein Krokodil, weder amNil noch anderswo,
macht sich tatsächlich darüber Gedanken,
ob der Aufstieg mit Steigklemme oder Foot-
lock kräftesparender ist. Es weiß es nämlich,
weil es beide Methoden kennt, ausprobiert
hat und einzusetzen weiß. Wie es ihm ge-
fällt! Anders homo sapiens sapiens. Der
macht wissenschaftliche Untersuchungen
über Aufstiegstechniken oder diskutiert
über Lockjack contra Klemmknoten, um
schließlich zu dem Ergebnis zu gelangen,
die Steigklemme sei eventuell, wenn viel-
leicht, und überhaupt außerdem unfair und
eigentlich auch nicht zu vergleichen. Der
kletternde Baumpfleger nimmt das zur
Kenntnis undmacht, was ihmgut tut. Er weiß,
weil er es spürt, dass es ganz und gar nicht
unerheblich ist, ob er 5 oder 20 Meter Auf-
stieg machen muss, und das vielleicht mehr-
mals; er spürt den gravierender Unterschied,
wenn die Bein- oder Armmuskulatur belastet
wird und er fragt die Forscher, ob das ge-
schlechtsneutrale Forschungsobjekt schon
jemals in den Bäumen gesehen wurde. An-
sonsten klettert er wie es ihmgefällt. Mit oder
ohne, aber ohne Vorurteile und mit Türkisch:
Stefan Bilharz
Klemm
Steig
1...,71,72,73,74,75,76,77,78,79,80 82,83,84,85,86,87,88,89,90,91,...132
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