Kletterblatt 2015 - page 88

Weitere BIlder:
kletterblatt 2015
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· Perry DR (1988) Leben im Dach des
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des Regenwaldes. S. Fischer Verlag.
Literatur
Klettern aber nur zweimal auf diese wunderschöne
Schlange und immer bleiben die Tiere ruhig und ziehen
sich zurück. Ich binmir des potenziellenRisikos beimAl-
leine-Klettern bewusst und werde nie waghalsig. Letzt-
endlich muss jeder mündige Mensch seine Fähigkeiten
selber einschätzen können und sein Handeln entspre-
chend seinenErfahrungen ausrichten. EineFahrtmit dem
Fahrrad vom Reservat zum nächsten Städtchen ist bei
weitem gefährlicher, weil ein Menschenleben den oft be-
trunkenen undmanchmal ohne Fahrerlaubnis fahrenden
LKW-Fahrernnicht vielWert ist.Während ich auf einigen
Bäumen auch in großen Höhen die häufige Cupiennius
coccineus und noch zwei weitere kleinere und seltenere
Jagdspinnenarten finde, ist dieAusbeute auf anderenBäu-
men zuverlässig gering. Daneben finde ich immer wieder
andere Tiere. Da sind nachtaktive Gottesanbeterinnen,
die blitzschnell auf dem Stamm laufen, die Rüben-
schwanzgeckos klettern auch immerwieder auf denselben
Bäumen und ein männlicher Tink-Frosch lockt tinkend
seineAuserwählte denStammeinesVitex cooperi Baumes
hinab. Im Nachbarbaum streiten sich lautstark zwei Wi-
ckelbären– oder balzen sie eher?EinesNachts dringen aus
derKrone einesAlchorneopsis floribundaBaums seltsame
Laute. Als ich höher klettere, sehe ich nur ein erwachsenes
Zweifinger-Faultier, aber solche Laute machen die doch
nicht, denke ich mir. Ich suche nach der Quelle und siehe
da, ein Baby-Faultier krabbelt hängend und quietschend
umher. Wohl durch meine Anwesenheit verunsichert,
sucht es die beruhigende Nähe seiner Mutter. Ich scanne
dieUmgebung nachmeinen Spinnen ab und beobachte die
beiden eine Weile, bis sie sich wiederfinden und vereint
von dannen klettern.
Der Regenwald ist phänomenal, die berauschendenErleb-
nisse füllen mich mit Energie. Ich bin nur ein Besucher
dieses hochkomplexen, seit Jahrmillionen existierenden
Lebensraumes und binmir bewusst, dass ich ihn nie ganz
verstehen werde. Durch meine Blutopfer an die Moskitos
werde ichbleibenderTeil desWaldes. Die knatterndenMo-
torbremsen der Lastwagen durchdringen die Wald-
geräusche selbst in tiefster Nacht. DerWald in Tirimbina
wird vorerst vom Geld der Touristen beschützt, viele an-
dere Wälder hatten nicht das Glück. Doch die Wälder
dieser Erde haben schon ganz andere Katastrophen über-
standen.
DiplomBiologe
Witold Lapinski
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