Kletterblatt 2017 - page 97

Facile dictu,
difficile factu!
quält Moritz sich mit Helge zwi-
schen seinen Beinen ab.
Dirk: „Wie lange bisher?“
Helge: „Über 30Minuten!“
Moritz: „Dieses blöde Seil grangelt
sich dauernd und blockiert das
Rig.“
Dirk: „Waum macht dieses blöde
Seil das?“
Helge: „Wahrscheinlich hätten
wir es vorher einmal komplett
auspacken und dann wieder rein-
stopfen sollen.“
Moritz: „Oder ichhätte dieBanane
wie die Profis bei den Meister-
schaften in Oschatz einfach run-
terwerfen sollen.“
Helge: „O.k., wenn die Kinder weg
sind, probieren wir‘s nochmal
aus.“
Das Projekt „Himmelsstürmer“
wurde von Dirk F. Becker und
Nico Schmackeit (Bäckermeister,
Baumpfleger SKT-B, angehender
Erlebnispädagoge) geleitet.
Weitere Infos auf
Mittlerweile haben alle Kinder Hans
ihre Logbücher übergeben. Der verab-
schiedet sich beim Runterrauschen,
lässt noch seinem „Eineiigen Zwil-
lingsbruder“ schöne Grüße ausrich-
ten und verrät die Stelle, an der dieser
seine Brille wieder finden wird. Kurz
darauf ist er um das Tipi der Nord-
deutschenBaumindianer verschwun-
den. 10 Minuten später taucht Dirk
auf, der Projektleiter in dieserWoche.
„Der Hans war da“ ruft ein Kind aus
dem Wipfel „und er weiß, wo deine
Brille ist.“
„Ja“, ruft ein weiteres auf demWald-
klo „und deine neue Kletterausrü-
stung hat er auch benutzt.“
Ein drittes Kind: „Und du bist doch
der Hans, ich hab dich gesehen ...!“
Dirk: „Na warte, wenn ich den erwi-
sche!“
„Der ist schonwieder über alle Berge“,
steckt ihm Nico, der Co-Leiter des
Projekts.
Dirk: „O.k., Himmelsstürmer, es wird
Zeit. Zum Abschluss dieser Woche
lädt euch der unsichtbare großeweise
Clown ein, in sein Tipi zu kommen,
aber vorher müsst ihr alle die Wurst
der Weisheit drücken, damit er auch
hört, dass ihr bereit seid.“
Während die Himmelsstürmer sich
dieWurst derWeisheitweiterreichen,
einen alten, sehr alten Gummi-Hot-
dog, und sie zumQuietschen bringen,
Baumbotschafter
Philosoph .
Theaterpädagoge.
Baumpfleger SKT.-B
Dirk F. Becker
Stefan Bilharz
Schnitt
gut
Leicht gesagt, schwer zu tun.
Die da
oben, wir hier unten. Zu diesemDenken
neigt man imBerufsalltag nur zu gerne,
wenn wir mit den Vorschriften der Be-
rufsgenossenschaft im Kopf, alternativ
auchmit den Paragraphen der Versiche-
rer oder den Bestimmungen des Finanz-
amtes, an die Arbeit müssen. Dem ent-
gegen stehen gerne die Forderungen
der Kunden: „Mach‘ das schnell so, das
geht doch“, oder die Lässigkeit und
manchmal auch Selbstüberschätzung,
wenn es um die eigene Sicherheit geht.
Doch gerade bei der Sicherheit, darf
kein Kletterer sich Nachlässigkeiten er-
lauben. Z. B. bei der Vorschrift, die Mo-
torsägemit beiden Händen bei Arbeiten
im Baum festzuhalten. Inzwischen gei-
stert so eine Rechtfertigung durch den
(www-)Raum, man dürfe das, sofern
man entweder eine Ausbildung habe
oder den zweiten Arm zur Absicherung
benötige. Ein Baumpfleger mit großer
SKT-Erfahrung hat mir versichert, ein ge-
übter Baumkletterer könne an jede Stel-
le im Baum gelangen und dort eine sta-
bile Arbeitsposition einnehmen, ohne
sich mit der zweiten Hand abstützen zu
müssen.
Nemo ultra posse obligatur
Über das Können hinaus ist niemand
verpflichtet - heißt umgekehrt auch:
wenn ein ausgebildeter SKT-Baumpfle-
ger in den Baum steigt, dann sollte er es
können und wenn er es kann, sollte er
es auch tun. Wenn er es nicht kann, am
Besten unten bleiben.
Ob die Vorschrift Sinn macht oder noch
zeitgemäß ist, diese Fragen stehen auf
einem anderen Blatt und müssen ge-
klärt werden. Setzen Sie Standpunkte.
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