kletterblatt 2017
92
Seit etwa zehn Jahren bietet „baum-
wege“, in Kooperation mit der Fach-
hochschule Frankfurt im Rahmen
des Seminars „Abenteuer- undErleb-
nispädagogik“ Studenten an, Baum-
klettern als pädagogisches Medium
kennen zu lernen. Mit großer Begeis-
terung wurde dieses umwelt- und
abenteurpädagogische Medium auf-
genommen. Seit 2014 gibt es unter
dem Titel „baumwege – ein Psycho-
motorikkonzept im urbanen Raum“
einen Lehrauftrag, der die Wirkung
von Bäumen in ein pädagogisches
Konzept einbezieht und sie für den
Transfer von Mensch zu Mensch, zu
sich selbst und zur Natur zumGegen-
stand des Erlebens macht. Erstmals
in Deutschland bietet die Fachhoch-
schule Frankfurt nun auch in der
zweijährigen berufsbegleitenden
Weiterbildung „Abenteuer- und Er-
lebnispädagogik in der sozialen Ar-
beit“ Baumklettern als Medium der
Erlebnispädagogik an.
Im Sinne des Frankfurter Modells
spricht man von Erlebnispädagogik,
wenn die Elemente Natur, Individu-
um, Gemeinschaft und Erlebnis im
Rahmen von Natursportarten päda-
gogisch zielgerichtet miteinander
verbunden werden. Im Gegensatz
oder als Ausgleich zu dem herkömm-
lichen, stark kognitiv ausgerichteten
schulischen Lernen setzt EP auf ein
hauptsächlichhandlungsorientiertes,
praktisches Lernen. Auf Lernen
durch Erfahrung.
Als deutscher Begründer der Erleb-
nispädagogik wird zumeist Kurt
Hahn (1886 - 1974) genannt. Die von
ihmentwickelte Erlebnistherapie gilt
als Grundlage für das heutige Ver-
ständnis von Erlebnispädagogik.
Hahnwar der Ansicht, dass die Zivili-
sationkrank sei unddenJugendlichen
bereits vor ihremEintritt insErwach-
senenalter die nötige Kraft raube. Um
diesem Problem entgegenzuwirken,
entwickelte Hahn verschiedene
Schulen, die sich denVerfallserschei-
nungen derModerne widmen sollten.
Die von ihm diagnostizierten Ver-
fallserscheinungen und die daraus
resultierenden Handlungsaufforde-
rungen dem entgegenzuwirken, sind
bis heute aktuell; aus meiner Sicht,
aktueller denn je. Hahn beschreibt
den Mangel an menschlicher Anteil-
nahme, die fehlendeBereitschaft, Ver-
antwortung für andere zu überneh-
men, er vermisst gegenseitige Hilfe
undWertschätzung und er beschreibt
den Verfall der körperlichen Taug-
lichkeit und Sorgsamkeit. Ebenso di-
agnostiziert er einen Rückgang der
Kreativität, Fantasie und Sponta-
SKT und Fachhochschule
Baumklettern
als
Erlebnispädagogik
Baumklettern als Medium der Abenteuer- und Erlebnispädagogik an der Fachhochschule
Frankfurt amMain. Andre Becker berichtet über Projekte, in denen die Schulung in der SKT
und das Baumklettern als pädagogische Elemente eingesetzt werden.