Wenn ein Baum seine Samen auf die Reise
schickt, starten diese in eine ungewisse Zu-
kunft. Sie schweben millionenfach und mikro-
skopisch klein durch die Luft, propellern vom
Wind getragen ihrem Ziel entgegen, werden
von Tieren verteilt und landen zufällig an
einem Ort. Oder sie fallen einfach vom Baum.
Wie die Frucht der Seychellen-Palme. Diese
hat einen Durchmesser von bis zu 50 cm und
ein Gewicht von 20 - 30 kg. Jede Frucht besitzt
meist zwei mehrere Kilogramm schwere
Samen.
Doch egal ob Kilogigant oder Fliegengewicht.
Sobald der Samen Fuß fasst, die ersten feinen
Wurzeln in das Erdreich eindringen, hat der
Baum seine Standortwahl getroffen. Hier
steht er nun und kann nicht anders. Alles, was
er für sein Überleben benötigt, muss er sich
an diesem Ort besorgen. An stürmischen Kü-
sten oder steilen Felswänden trotzt er Wind
und Wetter. Aber auf einer Mauer? Wie die
„Wunderkiefer“ in Bad Herrenalb! Muss so ein
Baum nicht eingehen, der weit vom Boden auf
einem gemauerten Torbogen steht? Nein. Der
Baum hat seine Wurzeln durch die Fugen des
Mauerwerks in den Boden getrieben und
kommt so an Nährstoffe und Wasser.
Extreme Wege muss ein Baumkletterer zu-
rücklegen, der bis in die äußersten Astbe-
reiche klettert, um an die begehrten Baumsa-
men zu kommen. Auch in heimischen Wäl-
dern ist die Arbeit als Zapfenpflücker bei der
Saatguternte eine anspruchsvolle Arbeit für
den Baumkletterprofi. Noch vor 30 Jahren war
es üblich, ungesichert in die Oberkrone zu
steigen. Erst dort wurde eine Wipfelbruchsi-
cherung installiert. Heute kann der Baumklet-
terer auf spezielle Sicherungstechniken in der
Saatguternte zugreifen und in Kursen die Si-
cherungs- und Arbeitstechnik oberhalb des
Ankerpunktes erlernen.
Abb. links:
Kiefer in Bad Herrenalb
Abb. rechts:
Probeentnahme für Forschungszwecke
in 80 m Höhe
Sicherungstechnik in
der Saatguternte:
Artikel Kletterblatt 2015
©Retholog (3)