©Retholog (3)
kletterblatt 2017
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Viele Hundert Liter Wasser steigen an Som-
mertagen von den Wurzeln bis in die Blätter
eines Baumes. Dort verdunsten sie über die
Spaltöffnungen in den Nadeln oder Blättern.
Das Blatt einer Roteiche hat dafür über 500
Spaltöffnungen auf 1 mm
2
. Immerhin 66 m ist
die Strecke vom Boden bis in die Baumspitze
bei der Waldtraut vom Mühlwald, dem höch-
sten Baum Deutschlands (Bild S. 3). Beim
höchsten Baum der Welt, einem Sequoia se-
mervirens (Küstenmammutbaum), sind es gut
115 m. Peter Wohlleben schreibt in seinem
Bestseller „Das geheime Leben der Bäume“,
dass man mit Hilfe eines Stethoskops das Rau-
schen des Wassers hinter der Rinde hören
kann. An einem Affenbrotbaum hört man es
dann wohl gluckern: immerhin kann dieser bis
zu 150.000 Liter Wasser speichern.
Ein gegen diese Zahlen verschwindend kleiner
Baumbewohner ist die Xanthoria parientina.
Sie hat keine Wurzeln und nimmt Feuchtigkeit
über die Oberfläche des Flechtenlagers auf. In
ausgetrocknetem Zustand kann die Flechte
extreme Temperaturen überstehen.
Dank der Baumklettertechnik können inzwi-
schen die größten Bäume bis in die Spitze er-
forscht werden. George Koch von der Northern
Arizona University hat bei seinen Forschungen
in den Baumkronen der Mammutbäume fest-
gestellt, dass bei steigender Höhe in der
Baumkrone die Größe der Nadeln wie auch die
Photosynthese kontinuierlich abnehmen. Ex-
trem hohe Bäume leiden in ihren Kronen an
Trockenstress. Darauf aufbauende Studien
haben berechnet, dass die maximale Höhe
eines Baumes so zwischen 120 – 130 Meter
liegt. Höher geht nicht.
Abb. links:
Locker nach unten abseilen.
Aber vorher waren anstrengende
90 m Aufstieg gefordert.
Abb. rechts oben:
Wand-Gelbflechte. Ihre Apothecien
sind nur wenige mm breit.
Abb. rechts Mitte:
Rinde eines Mammutbaumes,
ca. 60 Jahre.
Abb. rechts unten:
Eberesche imWinter.