Kletterblatt 2017 - page 24

kletterblatt 2017
24
Klettern
Technik
Beim Einbau mit zwei Seilsystemen
dient ein Seil als Ankerseil (Kambi-
umschoner). Dieses ist zusätzlich als
vollwertiges Kletterseil nutzbar.
Erwähnenswert ist auch, dass jedes
herkömmliche Aufstiegsseil ohne
gespleißtes oder vernähtes Auge ver-
wendet werden kann (EN 1891; 10,5
bis 11mm). Dieses Ankerseil kann als
Aufstiegssystem und/oder zweites
Rettungs-, aber auch als Kletterseil
für SRT genutzt werden. Das zweite
Seilsystem (i.d.R. umlaufendes Dop-
pelseil) wird über die bewährte Rolle
(Cocoon) eingebaut. Diese hilft auf
bewährte Weise, den Seildurchlauf
für das umlaufende Doppelseil so rei-
bungsfrei wie möglich zu halten. Für
die modernen Klettersysteme, ob
Klemmknoten oder Geräte, eine un-
verzichtbare Eigenschaft (nur Pru-
sik-Kletterer ohneÜbung sollten sich
davor hüten, dennReibung kann auch
nützlich, wenn auch anstrengend,
sein!). Natürlich kann das Doppelseil
mit ein paar Kniffen auch als Ein-
fachstrang an der Rolle fixiert wer-
den. Dafür gibt es das Zubehörteil
StopperGate und denRopeClip. SRT-
Enthusiasten können somit zwei Ste-
hendseilen jederzeit einen Rettungs-
zustieg gewährleisten, was bisher
eher ein Problem war. Sogar die Ver-
wendung eines Statik-Seils ist dank
der modifizierten Aufhängung des
ZipAbsorbermöglich und zertifiziert.
Selbstredend, dass der RopeGuide
TwinLine für zwei Personen zugelas-
sen ist. Möglich wird das durch die
abnehmbare Knotenhülse aus hoch-
festemKunststoff, die zumPatent an-
gemeldet ist. So kann jederzeit eine
zweite Person zeitgleich mit aufstei-
gen, nachsteigen oder in einer Ret-
tungssituation direkt zum ersten
Kletterer hochsteigen. Beim Baum-
wechsel kann auch das Zustieg-/Ret-
tungsseil mit zumneuenAnkerpunkt
rübergezogen werden.
Auch sehr interessant: Der Rope-
Guide TwinLine kann bei Nutzung
des langen Ankerseils im Baum auf
Distanz (!) verlängert werden (si-
cherer kurzgesicherter Stand beim
Umbau selbstverständlich vorausge-
setzt). Der Hauptankerpunkt bleibt
an der ursprünglichen sicheren Stel-
le, die Rolle mit demDoppelseil zieht
man über einenUmlenkungsast oder
eine Astgabel. Dadurch verhindert
man die störende Reibung oder das
gegenseitige Bekneifen von entgegen-
laufenden Seilsträngen, weil die Rol-
lemit demDoppelseil frei vor demNe-
benankerpunkt hängt. Nach der Ak-
tion kann ohne Standplatzverlage-
rung der Ankerpunkt wieder kurz-
gezogen werden. Einfach genial!
Nicht verschwiegenwerdendarf, dass
beimAbfahrenauf denSeilverlauf der
beiden Seilsysteme geachtet werden
muss. Kommt man nämlich mit dem
Doppelseil entfernt vom Ankerseil
runter und es befinden sich vieleÄste
zwischen beiden Seilen, ist der Aus-
bau schwer bis gar nicht möglich.
Gutes Seilmanagement ist bei den
meisten Kletterern schon immer ein
Thema, weshalb bei geübten Klette-
rerndieseEinschränkung dieVielfalt
derMöglichkeiten kaumausbremsen
wird.
Wer den RopeGuide TwinLine nicht
vom Boden einbauen möchte, kann
weiterhinwie gewohnt ohne zweites
Langseil arbeiten. Es braucht dazu
lediglich denSpliceAnchor (erhält-
lich in Längen bis zu 4,5 m), der
sich auf die Funktion des ver-
stellbaren Kambiumschoners
beschränkt. Er hat ein offenes
gespleißtes Auge, in das ein spe-
ziell dafür gefertigter Spreiz-
gummi eingearbeitet ist.
Gibt es ein anderes Produkt für
die kletternden Baumpfleger
mit so vielen Möglichkeiten und Be-
nefits? Wohl kaum. Bei so vielen An-
wendungsbeispielen und Möglich-
keiten, von denen hier längst nicht
alle Details aufgeführt sind, verwun-
dert es nicht, dass die Bedienungsan-
leitung sich nicht nur auf die üblichen
Pflichtangaben eines Herstellers be-
RopeGuide TwinLine
1...,14,15,16,17,18,19,20,21,22,23 25,26,27,28,29,30,31,32,33,34,...132
Powered by FlippingBook