©Retholog (3)
Abb. links oben:
Die Pyramideneiche in Dammendorf
Abb. links Mitte:
Sieht aus wie eine Süntel, ist aber eine Hainbuche.
Abb. links unten:
Ein Ahorn mit regelmäßigen, weit herausragenden,
breiten Astverzweigungen.
Millionen von Arten sollen bei den Insekten noch un-
entdeckt sein. Dagegen ist die Artenzahl bei den
Bäumen ziemlich gut untersucht und dokumentiert.
Während ein mitteleuropäischer Laubwald nur ver-
hältnismäßig wenig Arten aufweist, kommen in den
Tropen auf kleiner Fläche erheblich mehr Arten vor.
So wurden z. B. im Amazonasbecken auf nur einem
Hektar über 400 Baumarten gezählt. Da diese Arten
oftmals nur ein kleines Verbreitungsgebiet haben,
ist eine lokale Ausrottung oft das tatsächliche Ende
dieser Art. Aufgrund dieser ‚Inselarten‘ kann es des-
halb auch bei Bäumen noch überraschende Entde-
ckungen geben. Erst 1994 wurde eine bis dahin
unbekannte Baumart entdeckt: Die Wollemie Kiefer.
Erstaunlich ist auch, dass bei der relativ geringen
Baumartenzahl die Größe der einzelnen Baumarten
so differieren kann. 115 m sind es, die den Unter-
schied zwischen dem Höchsten und dem Kleinsten
ausmachen. Oder ist der Kleinste etwa gar kein
Baum? Doch, sie hat alles, was ein Baum haben
muss, die Krautweide (Salix herbacea). Aber mit ihren
10 cm kann die Krautweide als Baum nicht gerade
imponieren. Dazu schauen lediglich die Blätter aus
dem Boden, der verholzte Stamm bleibt vorwiegend
(im Boden) verborgen und ihre Triebe legen besten-
falls jährlich 0,5mm zu. Doch die kleineWeide ist ein
Baumwie eine Banyan-Feige in Indien, deren Krone
einen Umfang von knapp einen Kilometer hat.
Gigantismus kennen die europäischen Arten nicht
unbedingt, aber faszinierend vielfältig sind sie alle-
mal. Beispielsweise ihre Astbilder: Die Äste schießen
waagrecht weit weg vomBaum. Oder sie drehen und
verrenken sich und wachsen in den Baum hinein, so
dass henkelartige Formen entstehen, wie bei der
„Süntel“ oder „Renkbuche“. Oder sie schmiegen sich
mehr oder weniger eng an den Stamm. Während die
Pyramidenpappel ihre Äste an sich zieht, gibt die Py-
ramideneiche ihren Ästen mehr Raum. Vor gut 200
Jahren ließ Napoleon entlang seiner Heerstraßen
Pyramidenpappeln pflanzen. Ähnlich alt ist die Pyra-
mideneiche in Dammendorf. Vermutlich stammen
alle bekannten Pyramideneichen von der Schönen
Eiche von Harreshausen ab (Alter: knapp 600 Jahre).