Kletterblatt 2009 - page 100

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Thema
Der preisgekrönte Kamera­
mann und Ameisen-Spezialist
Wolfgang Thaler hatte seine
Kamera für die drei Drehtage
in den Baumkronen in einem
Cherry-Picker-Kran platziert.
Von dort bekam er sowohl die
beiden Akteure als auch die
Ameisen vor die Linse. „Ich
war froh, dass ich nur für eine
einzige Einstellung selber ins
Seil musste. Mir hat schon die
kleine schwankende Plattform
des Krans gereicht“, so Thaler.
Das Schwanken des Cherry-Pi­
ckers stellte sich dann auch als
großes Problem für die Ma­
kroaufnahmen der Ameisen
heraus, denn so war ein
Scharf­stellen der Kamera bei­
nahe unmöglich. Wolfgang
Thaler musste immer wieder
den Ast mit dem Ameisennest
an der Kamera festbinden,
damit sich beides im gleichen
Rhythmus bewegte. Der
ganze Dreh in luftiger Höhe
zog sich außerdem nicht nur
durch Wind und Regen immer
mehr in die Länge. „Wie die
Weberameisen ihre Nester
bauen, ist einfach unglaublich.
Sie benutzen die Seide ihrer
Raupen, um lebende Blätter
zusammenzukleben und
damit fußballgroße Nester zu
bauen. Das wollten wir natür­
lich unbedingt auf die Lein­
wand bringen.
Aber es war nicht
leicht, den Ameisen
unser Drehbuch zu
vermitteln“, erklärt
Regisseur Arne Sinnwell. „Wir
haben kleine Löcher in das
Nest gerissen, um die Amei­
sen zu einer Reparatur zu
zwingen. Aber das hat die
erstmal gar nicht interessiert.
Und als sie end­
lich anfingen zu
kleben, war es
zum Drehen fast
zu dunkel.“ So
musste Wolfgang
Thaler noch provi­
sorisch eine kleine
Lampe installieren,
um das Nest aufzuhellen.
Doch schließlich war alles im
Kasten – eine spektakuläre
Kletteraktion, ein spannender
Dialog mit dem Ameisenspe­
zialisten und schließlich die
faszinierende Welt der grü­
nen Weberameisen.
„Dieser Ausflug in die Baum­
krone gehörte sicher zu den
spannendsten Erfahrungen“,
so Willi Weitzel. „Obwohl –
einen Eisbären mit einem Hub­
schrauber auszufliegen, in der
Sahara plötzlich ohne Wasser
dazu­stehen, in Tokio gegen
einen Sumo-Meister anzutre­
ten – ­das waren auch alles Er­
lebnisse, die ich nie vergessen
werde.“ Und so zieht Willi
nach 60 Dreh- und Reisetagen
sein persönliches Fazit: „Ich
wünsche mir, dass es den Zu­
schauern so geht wie mir bei
den Dreharbeiten: Dieses Ge­
fühl, dass es überall etwas Tol­
les zu entdecken gibt, egal wo
man ist.“
Auslandseinsatz
Mit Helm, Säge und Seil
Viele kletterende Baumpfleger haben oft interessante Einsätze
im Ausland und schreiben spannende Berichte darüber. Andreas
Piepenburg berichtete uns von einem Einsatz in Spanien, wo ein
Sturm in Barcelona massive Schäden anrichtete. Besonders Weiß­
kiefern fielen unter der Wucht des Sturmes. Andreas Piepenburg
war bei Aufräumungs- und Pflegearbeiten im Einsatz.
Im Kletterblatt 2010 werden wir einen Bericht zu diesem und
einem noch folgenden Baumpflegeeinsatz in Spanien veröffentli­
chen. Ab Juni erscheint ein Vorbericht auf
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