kletterblatt 2016
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OIC-Hauptsitz besucht und die Ausrüstung entsprechend
vorbereitet.
Die beiden Abteilungen des OIC, die unterrichtet werden
sollten, waren die Human Orangutan Conflict Response
Unit (HOCRU) und das Wiederaufforstungs-Team. Sie
waren alle sehr freundlich und eifrig bei der Sache. Die
Trainer ergriffen die Gelegenheit und zeigten dem Team
die ganze Ausrüstung, die gespendet wordenwar. Allewa-
ren äußerst dankbar und applaudierten lautstark.
Gemeinsam mit den Kindern aus dem Dorf und einigen
Einheimischen genossen alle imAnschluss dieKokosnüs-
se, die Geoff und Tony bei der ersten Demonstration mit
Steigeisen an einer Kokospalme erbeutet hatten. An-
schließend eroberten die ersten Indonesier mit Hilfe der
Trainer die Bäume. ZumDank und zur großen Freude des
Ausbilder-Teams erklang bald der indonesische Ruf
„Langga cecil!”, was soviel heißt wie „Kleine Schritte!“.
Später lernten sie noch „tally“, dasWort für Seil, und eini-
ge weitere technische Begriffe. Meistens verständigten
sich die Trainer aber auf die typisch britische Art und
Weise: Sie sagten einfach alles etwas lauter und gestiku-
lierten so lange, bis alle es verstanden hatten. Nun, das ist
so auch nicht ganz dieWahrheit: Vor Ort war auch ein fan-
tastischer Übersetzer, Nayla!
DieNacht über bliebenTony, Geoff,Marcus, Rhob undAn-
drew imDorf und übernachteten bei einigenEinwohnern.
Diese schliefen sogar auf demFußboden imWohnzimmer.
Dank dieser äußerst zuvorkommenden Geste hatte Rhob
zumindest eine isolierendeWand zwischen sich und dem
Tiger, der in Tonys Zimmer zu schliefen schien!
AmnächstenTag begann das Training imDorf an einigen
vielversprechenden Bäumen, die die britischen Besucher
am Tag zuvor entdeckt hatten. Sie teilten die Leute vom
OIC in zwei Gruppen auf und zeigten ihnen das Einwerfen
der Wurfleine und einige Klemmknoten. Sie hatten die
Möglichkeit, die Klettergurte zu testen, Wurfleinen ein-
zuwerfen, KlemmknotenunddenGebrauchvonRollen zur
Verbesserung der Klemmknoten zu üben. Außerdempro-
bierten sie die Fußsteigklemmen aus, die sie sehr nützlich
fanden.
Als dann zum ersten Mal einige Teilnehmer hoch in den
Baum kletterten, erhielten die riesigen roten Ameisen
durch dieKlettersysteme leider auch sehr effizienteWege
nach unten auf den Boden. Diese Erfahrung war sehr
schmerzhaft für alle. Zum Glück war es das letzte Mal,
dass das Teametwas von den Ameisen zu sehen oder bes-
ser zu spüren bekam!
Denn amnächstenTag zogen sieweiter – erst 20Minuten
mit dem Auto und dann noch einmal 20 Minuten zu Fuß
– zur Feldstation an der Grenze zumprimärenRegenwald
und andieGrenzendesGunungLeuserNationalparks. Da-
für wurde die gesamte Ausrüstung auf Motorrädern ver-
staut. Der Rand des Parks wurde zumZeitpunkt der Reise
restauriert, da sich dort vorher wohl eine illegale Palmöl-
Plantage befunden hatte, die das Teamzurückerobert hat-
te. Seitdem wird unaufhörlich daran gearbeitet, den Re-
genwald wieder aufzuforsten.
Nachdemsich die Trainer und das OIC-Teamvor Ort ein-
gerichtet hatten, begannenTony, Geoff,Marcus undRhob,
den ursprünglichen Regenwald auszukundschaften und
nach Bäumen Ausschau zu halten, die sich für das Baum-
kletter- und Rettungstraining eigneten. Die Unterkunft
selbst war ein zweistöckiges, mit der Kettensäge zurecht
geschnittenes Gebilde, gegen das sich gerne auchmal Ele-
fanten zum Trocknen lehnen. Außerdem ist es Lebens-
raum für Geckos, Spinnen und Zikaden. Die Abendunter-
haltung war entsprechend faszinierend: Gemeinsam be-
obachteten alle die zahlreichen Insekten und Reptilien.
Es gab zwar einen Fernseher, aber die indonesische Aus-
gabe von X-Factor ist eher nicht zu empfehlen.
Amnächsten Tag ging es zehnMinuten durch achtMeter
hohe Pionierbäume im Aufforstungsgebiet bis zu einem
Loch imBaumdach. Dortwar ein circa einenMeter starker
Baumumgefallen. So hatte das Teametwas Platz zur Ver-
fügung und junge Bäume in der Nähe, die beklettert wer-
denkonnten. Nachdemsie einTensile-Baumzelt aufgebaut
hatten, setzten sie das Training in kleinen Gruppen fort:
Baumkletter-Grundlagen, umSelbstvertrauen aufzubau-
en für das, was noch folgen sollte.
Das Training in der Hitze und Feuchtigkeit des Regen-
waldes war ein hartes Stück Arbeit. Aber der Gedanke,
dass man oben im Baum seine Leidensgenossen zumin-
dest nicht mehr riechen konnte, wirkte äußerst motivie-
rend. Alle Teams lernten wirklich schnell und waren zu-
demsehr sympathisch und für jeden Scherz zu haben.