kletterblatt 2015
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Praxis
BaumKlettern
zu Baum
der Enterhaken besser bei Nadelge-
hölz funktioniert. Der Epple-Haken
hat noch einenweiterenVorteil. Da er
keine scharfenKanten gegen die Rin-
de aufweist, verursacht er weniger
Schaden amBaum.
Auf den ersten Blick, mag Klettern an
einem Seil, welches am Baum nur
durch einen Haken am Ast befestigt
ist, geradezu abenteuerlich klingen.
Mit Übung kann der Kletterer jedoch
die erforderlichenFähigkeiten entwi-
ckeln, wie die offensichtlichen und
weniger offensichtlichen Risiken im
Gebrauch von Haken zu meistern
sind. Das größte Risiko ist ein sich
lösender Haken, wenn der Kletterer
nahe am Zielbaum ist, was einen
ernsthaften Pendelsturz zum Start-
baum verursachen kann. Es gibt kein
Verfahren, wie man das im Schnell-
durchgang lernen kann. Es braucht
ziemlich lange, ein Gefühl dafür zu
entwickeln, was eine gutePlatzierung
ist und was nicht. Wer also vorhat,
dieseWerkzeuge zu nutzen, der sollte
in einer ihm bekannten Umgebung
üben, damit er sicher sein kann, dass
ihm im Falle eines unerwarteten
Schwungs nichts treffen kann.
Der wichtigste Gesichtspunkt (abge-
sehen vonAststärke, Befestigungstyp
bzw. Anbindung, und all den anderen
Dingen, auf die wir achten, wenn wir
unseren Ankerpunkt auswählen) ist
der Zugwinkel. Normalerweise wird
der Haken horizontal zum Zielbaum
geworfen und auch so durch Ziehen
getestet. Allerdingswird die Zugrich-
tung mehr oder weniger vertikal,
wennman sich demZielbaumnähert.
Entscheidend ist, dass die Veranke-
rung beim Ändern der Zugrichtung
nicht bricht oder sich löst. So etwas
wird höchstwahrscheinlich passie-
ren, wenn man am weitesten vom
Ausgangsbaum entfernt und äußerst
gefährdet ist.
Es gibt zu viele Feinheiten bei der Ha-
kenplatzierung, umsie alle hier zu be-
schreiben. Aber bei ihrem Gebrauch
gilt immer zu berücksichtigen, was
passiert, wenn sich ein Haken löst.
Ein Haken mag an dem Ort, an dem
einunerwarteter Schwung keinePro-
bleme bereiten wird, eine gute Wahl
sein. Aber wenn bei einem unerwar-
teten Schwung Gefahren durch Äste
oder Gebäude drohen, dann ist eine
sicherere Querungstechnik ange-
bracht.
BeimÜbergang aneinemHakenmuss
das Kletterseil im Ausgangsbaum
straff gehaltenwerden, da Schlaffseil
bei versagender Befestigung den Pen-
delsturz verstärkenwürde. Obwohl es
praktisch erscheint, einen am Ende
des Kletterseils befestigtenHaken zu
werfen, ist es dringend empfohlen, ein
separates Seil zu nehmen. Falls der
Haken in unerwünschter Position
stecken bleibt, wird auch das festge-
klemmte Seilende unbrauchbar. Es
dürfte nicht genügend Seil bleiben für
den Rückzug oder um Gerätschaften
vom Boden zu holen, was in der Tat
eine sehr heikle Lage wäre. Diese Si-
tuationkannauch eintreten, wennder
Zielbaumerreicht wird und das Klet-
terseil sich beim Abziehen des Kam-
biumschoners aus dem Ausgangs-
baum verklemmt.
Das Bodenankerverfahren
(The Ground-Anchor Method)
Eine weitere schnelle und einfache
Querungstechnik ist dasBodenanker-
verfahren. Dieses Verfahren ist in
etwa genauso schnell wie die Wurf-
hakentechnik, aber noch sicherer.
Jedoch ist man auf die Hilfe einer
kompetenten Person amBoden ange-
wiesen. Um einen Bodenanker in
einementferntenBaumeinzurichten,
nimmt der Kletterer das Ende eines
Seils (eines, das lang genug ist denBo-
den zu erreichen undwiederummög-
lichst nicht das Ende desKletterseils)
und wirft es über einen Ast im Ziel-
baum. Es bieten sichWurfbeutel, Af-
fenfaust (schwerer Endknoten) oder
auch Stahlkarabiner zumWerfen an.
Wenn das Ende über demangepeilten
Ast ist, wird es mittels Gewicht nach
unten geschnippt (geflippt). Unten
angelangt, wird es vom Bodenmann
am Zielbaum angeschlagen und der
Kletterer kann mittels Einfachseil-
technik traversieren. Da die Veranke-
rung am Zielbaum sicher ist, braucht
sich der Kletterer nicht um eine
straffe Verankerung im Ausgangs-
baumkümmern, sondern kann diese,
so bald er will, abziehen. Alternativ
kannderKletterereineWurfleine