Praxis
kletterblatt 2015
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Ausbildung
ten. Andere Firmen haben nur gele-
gentlich Nadelbaumfällungen und
nach demEntfernen der Äste und der
Spitze, was durchausmit derHandsä-
ge geschehen kann, werden die Stäm-
me vom Boden aus gefällt. Für diese
Anwendungsgebiete ist der Steigei-
senkurs gedacht. Gelehrt werden das
sichere Klettern mit Steigeisen und
die Rettung am stehenden astfreien
Stamm.
Wir hoffen, dass wir vor allem mit
dem Zapfenpflückerkurs eine Lücke
in der Kurslandschaft füllen und zu
mehrKlarheit undSicherheit imKlet-
teralltag beitragen können. Wer jetzt
nochweitere Ideen hat oder sein Inte-
resse nicht berücksichtigt findet, darf
gern an uns herantreten.
Wir freuen uns auf Euch!!!
Die Saatguternte ist ein schwanken-
des Saisongeschäft. In der Praxis
stellt sich das folgendermaßen dar. In
magerenJahrenwarten alle auf einen
Startschuss, der nicht erfolgt. In den
fetten Jahren dagegen ziehen große
Kolonnen durch die deutschen Wäl-
der, umin demzur Verfügung stehen-
den kurzenZeitfenstermöglichst viel
brauchbares Saatgut aus den zugelas-
senenBeständenzuholen. DieGruppe
der SKT-Anwender ist extrem ge-
wachsen und deswegen kommen die
meisten Kletterer, die in der Saat-
guternte arbeiten, auch aus diesem
Lager. Da kein SKT-Kurs die beson-
deren Bedingungen und Risiken der
Saatguternte im Nadelbaum behan-
delt, kommt es wahrscheinlich in er-
ster Linie darauf an, in welchem
Teamman seine „Zapfentaufe“ erlebt.
Dort wird man sich orientieren und
Techniken kopieren.
UmeineMöglichkeit zu schaffen, die
Techniken für die Saatguternte im
Nadelbaum auf dem heutigen Stand
der Technik undmit zuverlässiger Si-
cherung zu erlernen, haben wir be-
schlossen, imLaufe dieses Jahres an
mehreren Standorten den Zapfen-
pflückerkurs anzubieten, der neben
denKletterthemenAufstieg, Sichern
in der Krone und Rettung auch einen
theoretischen Block zum Forstsaat-
gutgesetz enthält.
Steigeisenkurs
Die Konzeption dieses Kurses war
schwieriger. Die Anfragen, die wir
zum Steigeiseneinsatz als Firmen-
kurs hatten, wandelten sichwährend
der Telefonate meist schnell. Ging es
anfänglich um die Installation von
Anker- oder Umlenkpunkten für
Rückeverfahren im Wald oder um
das Einbringen von Zugseilen bei
Fällungen, sollten dann selbst-
verständlich auch der Einsatz
der Motorsäge und das Absei-
len von Lasten dabei sein.
Klettern mit der Motorsäge und das
Abseilen von Lasten sind aber in der
Unfallverhütungsvorschrift VSG 4.2
ganz klar dem Kurs SKT B zugeord-
net. Wer das also nebenbei beim
Steigeisenkurs mitnehmen möchte,
bekommt dafür keinen SKT B-Aus-
weis und darf folgerichtig nicht ge-
werblich mit der Motorsäge in den
Baum. Warum sollten wir also un-
seren Teilnehmern auf den Kursen
etwas zeigen, das sie in der Praxis
nicht einsetzen dürfen? Zumal, wenn
wir wissen, nach welchem Kurs (den
wir auch anbieten) das legale Arbei-
tenmöglich ist? Diese Anfragenmüs-
sen wir also weiterhin ablehnen.
Trotzdem haben wir schon Firmen-
kurse gegeben, die tatsächlich von
Personen gebucht wurden, die in er-
ster Linie Zugseile anbringen müs-
sen. Neben diesemZweck ist es denk-
bar, dass auch vor dem SKT B-Kurs
schon das Steigeisenklettern interes-
sant ist. Häufiger kommen Teilneh-
mer auf den SKTA-Kurs, weil der Ar-
beitgeber verstanden hat, dass eine
Rettung auf der SKT-Baustelle nur
durch einen zweitenKletterer sicher-
gestellt werden kann. Nach demKurs
kann der neue Kletterer den erfah-
renen aber immer noch nicht mit
Steigeisen vom astfreien Stamm ret-
Dipl.Ing. für Forstwissenschaft,
Inhaber der Fa. happy-tree.
Ausbildungsleiter imTeamder
Münchner Baumkletterschule
Bernhard Schütte