Thema
kletterblatt
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durch einen Sturm ein mäch-
tiger Ast aus der Krone, was
heute noch als Stammöff-
nung in ca. 10 m Höhe zu
sehen ist. Mit diesem Ast
hatte Herr Weinzierle die Al-
tersbestimmung durchge-
führt.
•
1982 bemühte sich ein
Baumchirurg um die Aus-
bruchstelle. Die alte Beton-
plombe wurde entfernt und
Gewindestangen als Quer-
verstrebungen eingebaut.
Zwischen den Hauptstämm-
lingen wurden 7 Drahtseil-
anker installiert.
•
Seit Anfang der 80er Jahre
zeigt der Baum im Spätsom-
mer starken Befall von Spinn-
milben, was regelmäßig zum
vorzeitigen Laubfall führt.
•
1989 und 1990 wurde der
Wurzelraum im Kronentrauf-
bereich rasterartig mit Bohr-
löchern, die mit einem Lava/
Kompost-Gemisch verfüllt
werden, gelockert. Der
Baum wird seitdem jeden
Sommer nachhaltig gewäs-
sert. Das Kronengerüst
wurde durch formgerechten
Schnitt und weitere Kronen-
verankerungen stabilisiert.
•
Dennoch kam es 1997 zu
einem weiteren Verlust eines
bisher ungesicherten
Stämmlings auf der Westsei-
te. Dies hatte eine erste sta-
tische Begutachtung durch
Dr. Wessolly zur Folge.
•
Nach weiteren Verlusten
von Kronenteilen in den Jah-
ren 2001 und 2005 wird
Dr. Wessolly im Herbst 2005
erneut zur Begutachtung
herangezogen.
Die aktuellen Bilder der Linde
zeigen eindrücklich, dass es
sich, trotz all der inzwischen
auch altersbedingten Verluste
von Kronenteilen, noch
immer um eine imposante
Baumgestalt handelt.
Die Sanierung des Wurzelrau-
mes Anfang der 90er Jahre
und das seitdem regelmäßige
sommerliche Wässern der
Linde haben den Befall mit
Spinnmilben und den vorzeiti-
gen Laubfall im August wäh-
rend der letzten 10 Jahren er-
folgreich verhindert. Die Vita-
lität des Kronenmantels ist an-
gesichts der reichhaltigen
Triebneubildung ungebrochen.
Diese Vitalität findet nun je-
doch ihre Grenze in der Statik
der einzelnen, teilweise sehr
stark ausgemorschten Holz-
körper der Stämmlinge in
Höhe des Stammkopfs.
Deshalb wurde nun auf der
Basis des Gutachtens von Dr.
Wessolly ein weit ausladender
Seitenast mit Hilfe einer Stüt-
ze unterfangen, um sein Aus-
brechen am Stamm, und
damit eine zusätzliche große
Wunde am Stammkopf, zu
verhindern. Ergänzend dazu
wurden nach genauer Anwei-
sung durch den Sachverstän-
digen einzelne Seilveranke-
rungen ausgetauscht, die das
Kronengerüst besser in stati-
scher, nicht wie bisher in dy-
namischer Einbauweise gegen
die Windbelastungen aus
Westen verstärken sollen.
Wenn es stimmt, was der
Volksmund sagt, dass nämlich
eine Linde
„300 Jahre komme,
300 Jahre stehe und 300 Jahre
vergehe“
, so stellt dieser
mächtige Lindenbaum, wenn
er schon 700 Jahre alt ist, in
den nächsten 200 Jahren
noch so manchen Sachver-
ständigen und Baumpfleger
vor eine große Herausforde-
rung.
D
Firma Baumkultur in Müllheim
Die Autoren
Ulrich Pfefferer
Oberkirch
Klaus Hirschfeld