Zunächst zu den Rollen: Eine
feste Rolle
ver-
ändert nur die Richtung der Kraft (Abb. 1). Um
eine Last mit der Kraft von 1 KN um 1m anzu-
heben, muss ich mit 1KN 1m weit ziehen (1:1).
Eine
lose Rolle
verändert dieses Verhältnis.
Zwar benötige ich weniger Kraft, dafür muss
ich aber mehr Seil durchziehen, was gleichbe-
deutend ist mit mehr Weg zurücklegen. In
Abb. 2 ergibt sich ein Verhältnis von 2:1, das
bedeutet: um eine Last mit der Kraft von 1 KN
um 1m anzuheben, muss ich mit der halben
Kraft doppelt so weit ziehen. Die geleistete
Arbeit bleibt die gleiche.
Nach dieser Definition ergibt sich, dass der
(hoffentlich) „fest“ eingebaute Rope Guide
oben im Baum eine lose Rolle darstellt: Um
1m hochzukommen, muss ich 2m Seil durch-
ziehen (Abb. 3). Da sträuben sich zwar einige
Physikerhaare, aber wenn dem nicht so wäre,
kämen wir kaum in die Bäume.
Des weiteren ergibt sich, dass eine lose Rolle
das Verhältnis um einen Faktor zwischen ’grö-
ßer als 1’ und ’kleiner/gleich 3’ verändert. (In
Abb. 4 ist es z.B. der Faktor 3, und die nächs-
te lose Rolle (Abb. 5) besitzt den Faktor
5
/
3
)
Nun zu den verschiedenen Arten von Fla-
schenzügen:
Ein Faktorenflaschenzug
besteht aus fes-
ten und losen Rollen, wobei alle losen Rollen
an der Lastseite und alle festen am Anker-
punkt angeschlagen sind. Das sich ergebende
Verhältnis berechnet man besser nicht wie in
den meisten Physikbüchern anhand der An-
zahl der losen Rollen mal 2, sondern mittels
der zu verkürzenden Seilstrecken zwischen
Lastseite und Ankerpunkt. So wird deutlich,
dass es einen Unterschied macht, wie herum
ich einen Faktorenflaschenzug einbaue. Das
System mit zwei Doppelrollen in Abb. 6 hat
ein Verhältnis von 4:1, in Abb. 7 aber eines
von 5:1! Mein Physikbuch käme in beiden Fäl-
len auf 4:1.
Der Vorteil des Faktorenflaschenzuges besteht
darin, dass Last und Ankerpunkt in einem Zug,
ohne nachzusetzen, zusammengebracht wer-
den können. Vor allem beim Umziehen von
Bäumen kann dies sehr wichtig sein. Muss
nämlich ein Baum über seinen Schwerpunkt
gezogen werden, ist ein gleichmäßiger Zug
ohne Unterbrechung erforderlich. Der Nach-
teil dieses und aller anderen von Hand betrie-
benen Flaschenzüge besteht manchmal in der
Geschwindigkeit: je leichter es geht, desto
langsamer bewegt sich die Last. Bei einigen
Fällungen muss aber schnell gezogen werden.
Hier muss eine Maschine helfen.
Der Potenzflaschenzug
besteht nur aus
losen Rollen mit dem Faktor 2. Hier lässt sich
bei gleicher Anzahl Rollen das höchste Ver-
hältnis erzielen. Abb. 8 stellt mit nur einer
losen Rolle den einfachsten Potenzflaschenzug
dar (2:1). In Abb. 9 erreiche ich mit zwei Rol-
7
kletterblatt
06
Thema
Abb. 6 Abb. 7 Abb. 8 Abb. 9 Abb. 10