kletterblatt 2016
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Technik
Geräte
RIG am Stammfuß angeschlagen mit
Schmetterlingsknoten hintersichert
Abb. 1
Flaschenzug-System
mit SKT-System (hier ZigZag)
Abb. 2
Konfektioniertes
Flaschenzug-System JAG
Abb. 3
Kurzsicherung zum
Flaschenzug umfunktioniert
Abb. 4
I
m Rahmen einer Projektarbeit habe
ichmich intensiver mit Techniken der
Industriekletterer auseinandergesetzt.
Aus meiner Sicht lohnt sich ein Blick
über den Tellerrand besonders für die
Rettung. Inzwischen werden die beim
Industrieklettern verwendeten Ste-
hend-Seil-Verfahren immer mehr auch
von Baumkletterern angewendet und
weiter entwickelt. Ich möchte deshalb
die Anwendung verschiedener Produkte
für ein paar ausgewählte Rettungs-Va-
rianten am Stehenden Einfachseil vor-
stellen. Wichtig: Die gezeigten Konfigu-
rationen entsprechen nicht immer den
Herstellerangaben.
Das Stehende Einfachseil kann am
Stammfuß fixiertwerden (Achtung dop-
pelte Ankerpunktlast) oder mit einer
Würgeschlinge an der Ankerpunktgabel
eingebaut werden (einfache Anker-
punktlast). Das erfordert unterschied-
liche Rettungslösungen.
Rettung bei Fixierung des Stehenden
Einfachseils mittels Sicherungsgerät
am Stammfuß
Die schnellste und einfachste Rettung
lässt sich dann durchführen, wenn ein
Seilstrang am Stammfuß in ein Siche-
rungs- und Abseilgerät (z. B. RIG) ein-
gebaut wird, das mit einer Schlinge (z.
B. SnakeAnchor) am Stammfuß ange-
schlagen wird (Abb. 1). Das Verfahren
findet dort Anwendung, wo der Verletz-
te direkt abgelassen werden kann. Der
Rettermuss sich nicht selbst gefährden
und auch nicht zumVerletzten aufstei-
gen. Das spart Zeit. Es muss jedoch auf
eine dreifache Seillänge geachtet wer-
den. Zur Sicherheit am besten das aus-
laufende Seil mit einemBack-Up-Kno-
ten sichern. Zur Rettung: Back-Up-
Knoten lösen und ablassen.
Rettung bei Fixierung des Stehenden
Einfachseils direkt am Stammfuß
Auch wenn das Kletterseilende direkt
am Stammfuß mittels Würgeschlinge
angeschlagen ist, bleibt eine Rettung
vomBoden aus möglich. In diesemFall
kannman schon beimEinbau des Klet-
terseils eine mögliche Rettung erleich-
tern, indemman einen Schmetterlings-
knoten ca. zwei Meter oberhalb der ge-
würgtenSchlaufe insKletterseil bindet.
ZumAblassenwird ein zweitesKletter-
seil-System (z. B. umlaufendes Doppel-
seil-System), eineWürgeschlinge (z. B.
Bandschlinge), zwei Umlenkkarabiner
(z. B. Rollclip) und eine kleine Seilklem-
me (z. B. Tibloc) benötigt.
So geht‘s (Abb. 2):
Zweiten Anschlagpunkt am Stamm-
fuß einrichten.
Umlenkung (imBild:
Rollclip-Karabiner) in den Schmet-
terlingsknoten einhängen.
Zweites Klettersystem in den
zweiten Anschlagpunkt aus Schritt 1
einhängen.
Das Kletterseil am laufenden Seil-
strang mit der Tibloc und einemwei-
teren Rollclip erneut umlenken, um
die Kraft zu potenzieren und einen
Flaschenzug zu erhalten.
Der Blick
über
den Tellerrand
Viele Geräte und Techniken
in der heutigen SKT (Seil-
klettertechnik) stammen ur-
sprünglich aus anderen Be-
reichen. Auch wenn es in-
zwischen viele Produkte
und Techniken speziell für
Baumkletterer gibt, lohnt es
sich auch weiterhin, über
den Tellerrand hinaus zu
schauen. Max Broekmann
hat dies mit einigen Petzl-
Produkten getan.
(*SKT ist die Abkürzung für „Seilklettertechnik“
und bezeichnet heute die in der Baumklettertech-
nik verwendeten Kletterverfahren.)
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