kletterblatt 2016
12
Technik
Verbindungen
Rettende
Verbindungen
Standard und Improvisation bei der Rettung
Die technische Verbindung zwischen Retterin* und Verunfallter ist sicherlich nur ein
kleiner und nicht der wichtigste Aspekt der Rettung. Aber spätestens, wenn es zu einer
kompletten Übernahme der Verunfallten kommt, hängt an der Verbindung ein Leben.
Dirk Lingens stellt standardisierte Verbindungen vor und zeigt Improvisationen für
den Fall, wenn es mal nicht so ist, wie es sein sollte.
die Gebrauchsanleitung gelesenwer-
den! Da steht drin, wasmit der Ausrü-
stung gemacht und vor allem was
nicht gemacht werden darf.
Vorteile:
nur noch ein Karabiner, der
verkanten oder sich öffnen kann,
mehr Platz bei kleinen Ringen
oder engen Karabinern,
je nachWahl der Ausrüstung auch
für andere Anwendungen zu ge-
brauchen (natürlich nur, wenn der
Einsatz als Rettungsverbindung
nicht ansteht).
Nachteile:
die Anwendung wird gegenüber der
Rettungsexe mit zwei Karabinern
etwas umständlicher,
vor allembei Bandschlingen oder
zu Rundschlingen vernähten/ge-
spleißten Reepschnüren besteht
die Gefahr, dass das Band-/Seil-
material imKarabiner falsch ein-
gehängt wird und die Verbindung
sich unter Last öffnet. Hier hilft es
den „Ring“ zu schließen, so dass nur
zwei Augen amEnde verbleiben.
Halteseil
(textil oder mit Stahlkern)
Das ist immer griffbereit. Vor allem
die Kolleginnen, die mit zwei Halte-
seilen klettern, sind an dieser Stelle
imVorteil.
Womit wird verbunden?
Für alleVerbindungen sollen folgende
Kriterien erfüllt sein:
Zulassung für PSA-Systeme
(z. B. EN 362, 354, 566, 358),
mindestens ein textiler
Bestandteil als „Gelenk“,
einfache, selbsterklärende
Funktion,
zertifizierte Komponenten
haben Vorrang vor selbstgebauten
Lösungen.
Kurze Rettungsexpressschlinge
mit zwei Karabinern
(Abb. 1**)
Dies ist eine weit verbreitete Verbin-
dung bei der Rettung.
Vorteil:
einfache Handhabung.
Nachteile:
zwei Karabiner, die verkanten oder
sich öffnen können und die Platz
brauchen,
für nichts anderes zu gebrauchen.
Band- oder Rundschlinge
mit einem Karabiner
(Abb. 2)
Hier gibt es viele Angebote: von der
einfachenBandschlinge über vernäh-
te/gespleißteRundschlingen aus Pru-
sikmaterial bis hin zu Ringloop oder
Multisling. Auchwenn es nur eine ba-
nale Bandschlinge ist, so sollte doch
Vorteile:
immer zur Hand,
durch die Längenverstellbarkeit
ergeben sich in schwierigen Situa-
tionen (Verunfallte weit weg, An-
heben, Einsatz der Wippe (s.u.) )
mehr Möglichkeiten.
Nachteile:
der Seilkürzer muss mit einem
Stopper hintersichertwerden (funk-
tioniert auch bei einem Stahlseil),
wieder zwei Karabiner imEinsatz,
die Haltesicherung steht für die ei-
gentliche Aufgabe nicht mehr zur
Verfügung.
Integriertes System (Abb. 3)
DieseVariante ist eine schöneLösung
für vorgefertigte Rettungssysteme
(z. B. Rettungsbanane).
Vorteile:
nur ein Karabiner,
längenverstellbar, ohne dass
hintersichert werden muss,
sofort einsatzbereit,
nichts kann runterfallen.
Nachteile:
etwas sperrig beim evtl.
erforderlichenWechselaufstieg,
erfordert mehr Übung und
Übersicht,
erfordert sehr viel Übersicht, wenn
es oben imBaum aufgebaut wird.
Improvisationen
Hier beginnt jetzt die große Spielwie-
se der Baumkletterinnen. Das Ziel der
Rettung ist immer das zügige und vor
allem sichere Aushängen der Verun-
fallten am Boden. Die Verwendung
von dafür vorgesehener und vor allem
vorbereiteter Ausrüstung ist definitiv
der Porsche auf demRettungsweg.
Nun ist aber denkbar, dass der Por-
sche kaputt ist (oder die Abgasunter-
suchung nicht bestanden hat), dass
Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4
Abb. 5
Abb. 6