Kletterblatt 2007 - page 14

kletterblatt
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Interview
Die permanente fachliche Weiterbildung gehört
für Ronny unabdingbar zum professionellen
baumpflegerischen Arbeitsalltag. Nach seiner
Ausbildung zum Forstwirt hat er sich kontinuier-
lich in Sachen Baumpflege und Baumklettern
weitergebildet: Fachagrarwirt Baumpflege, Aus-
bilder-SKT, geprüfter Baumkontrolleur, Rigging-
Kurs, Höhenarbeit, Höhenretter.
Wer heute Baumklettern will, kann inzwischen
aus einer Vielzahl von Produkten, genormt
und zertifiziert, seine Ausrüstung zusammen-
stellen. Dazu kommen noch die verschiedenen
Möglichkeiten aufzusteigen. Klemmknoten
oder Lockjack, Metall oder Textil? Was ist Dei-
ne bevorzugte Aufstiegstechnik?
Da werde ich mich nicht festlegen oder Wer-
bung für ein bestimmtes System machen.
Ich finde es gut, dass es inzwischen auch in
unserem Arbeitsbereich so viele Möglichkeiten
und Materialien gibt. Jeder sollte mit dem ar-
beiten, mit dem er am besten klarkommt.
Manchmal wünscht man sich aber schon, dass
gewisse Meinungsführer auch mal über den
Tellerrand hinausschauen. Das gilt für Materi-
alien und Aufstiegstechniken. Ich finde es an-
strengend, dass oft versucht wird, immer noch
eines drauf zu setzen, neue Techniken, z.B. di-
verse Varianten beim Aufstieg durchsetzen zu
wollen, die aber tatsächlich keinen Fortschritt
bringen. Ich lasse mich gerne von allem über-
zeugen, das heißt, ich bin bereit, Neuerungen
vorurteilsfrei zu prüfen. Aber ein Schönredner
bin ich nicht. Womit man sich natürlich nicht
nur Freunde macht.
Das klingt ja so, als ob die Entscheidung für
einzelne Methoden oder Techniken weniger
eine rationale Entscheidung als vielmehr eine
Glaubensangelegenheit verschiedener Rich-
tungen sei.
So kann man das sagen. Und diese Lagerdis-
kussion ist richtig mühselig. Besonders, da man
immer einem Lager zugeordnet werden soll.
Das geht sogar so weit, dass man aufpassen
muss, bei welchem Händler man einkauft. Ich
gehe in kein Lager und ich habe keine Pro-
bleme bei allen Händlern einzukaufen. Es soll-
te einfach jeder für sich selbst entscheiden,
was für ihn persönlich am Kletterseil passt.
Gilt das auch für die Diskussion um die Klemm-
knoten?
Mich ärgert die Diskussion über die Knoten
allgemein, oder konkret über die Klemmkno-
ten. Letztendlich ist jeder Knoten – das gilt für
andere Produkte auch - immer nur so gut und
brauchbar wie sein Anwender. Der bestimmt,
ob es ein Wildpferd wird oder nicht. Abstürzen
kann man auch mit einem Prusik. Aber wie ge-
sagt, ich bemühe mich immer objektiv an die
Methoden und Produkte heranzugehen. Denn
nicht immer hat Qualität auch die besseren
Startchancen. Mein eigenes Urteilsvermögen
garantiert mir die Kompetenz, nicht die Zuge-
hörigkeit zu einer Gruppe. Neuerungen schaue
ich mir kritisch an, und wenn sie gut sind und
etwas taugen, wenn sie echte Vorteile bringen,
werde ich sie benutzen.
Kannst Du einen besonderen Knoten empfehlen?
Ich habe meinen Favoriten. Aber den kann ich
nicht pauschal als den besten empfehlen. Lei-
der gibt es Kletterer, die einen Knoten oder eine
Technik wählen, mit der sie überfordert sind.
Und das kann gefährlich werden.
Also keine Werbung für eine bestimmte Kletter-
technik?
Nein, aber wenn Du Werbung brauchst, kann
ich Dir z. B. die Schwäbische Alb empfehlen.
In Sichtweite des Garagentors hat das Schneetrei-
ben aufgehört. Das muss wohl so sein. Alles ist
ruhig unter den Wipfeln. Ronny wird heute wieder
klettern und für mich hat der Gedanke an einen Tag
am Schreibtisch etwas Beruhigendes. Doch ir-
gendwie, so ein Baumkletterkurs, vielleicht für
einen Baobab auf Madagaskar ... übrigens Ronny,
da ist noch ein Baumfinale gefragt:
Ein Spruch mit Baum:
„Der Baum hat Äste, das ist das Beste, denn
wär er kahl, dann wär‘s ein Pfahl!“ von Heinz
Erhard.
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