kletterblatt
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Interview
ternde Baumpflege ist. Damals war Baumklet-
tern immer noch mit einem Hauch Abenteuer
und Exotik verbunden.
Heute doch auch noch. Würden sonst die Men-
schen bei Baumpflegearbeiten mit kletternden
Baumpflegern stehen bleiben, nach oben schau-
en und sich wundern, dass es so etwas gibt?
Das stimmt, aber eine Faszination üben auch
andere Berufe oder Sportarten aus. Entschei-
dend ist, die Menschen, die sich heute für das
Baumklettern entscheiden, oder die seit ein
paar Jahren aktiv klettern, haben keinen Le-
gitimationszwang.
Und doch ist es noch keine Selbstverständ-
lichkeit, gerade für kleinere Projekte, den klet-
ternden Baumpfleger zu engagieren.
Ja, das ist noch ein Manko. Aber das ist weni-
ger ein Legitimationsproblem als ein Erklä-
rungsdefizit. Es herrscht häufig noch Erklä-
rungsbedarf, Unwissenheit. Da gibt es noch
Defizite bei der Selbstdarstellung und Eigen-
werbung. Die kletternde Baumpflege hat die
Exotennische verlassen, mit allen Vor- und
Nachteilen. Wir haben vorhin angesprochen,
was passiert, wenn ein Berufsfeld genormt
wird.
Jetzt geht es darum, dieses System der Baum-
pflege weiter zu etablieren und bekannter zu
machen. Dass die Technik allgemein anerkannt
wird, sieht man auch an der Seilzugangstech-
nik, das ist quasi die Baumklettertechnik um-
gesetzt auf den Industriebereich.
Und die Generationen?
Wenn es die von Dir angesprochenen drei Ge-
nerationen gäbe und ich dann der zweiten an-
gehören würde, dann wäre das die Generation,
die noch etwas Abenteuerluft schnuppern, noch
etwas die Pionierstimmung erleben durfte. Im
Großen und Ganzen konnten wir aber die Vor-
leistungen der ersten Generation nutzen und
wuchsen in ein stabiles System hinein.
Ich selbst habe, aufgrund meiner Bekanntschaft
mit Bernd, von den Kletterern der ersten Gene-
ration viel gelernt. Doch selbst wenn man hun-
dertmal etwas vorgeführt bekommt, z. B. wie
man auf einen Ast rausgehen kann, das Klettern
nimmt einem niemand
ab. Das muss man selbst
machen, selbst die Erfah-
rungen sammeln. Aber
dies ist bei einem Kurs-
teilnehmer, der eine
Schule besucht, auch
nicht anders.
Ob man jedoch streng
drei Generationen zeich-
nen kann, das glaube ich
nicht. Die Übergänge
sind fließend. Wenn,
würde ich von zwei Ge-
nerationen sprechen und dann wäre ich wohl
einer der ersten, also Älteren dieser zweiten
Generation. Im Übrigen ist Thoren Benk, der
Deutsche Meister im Baumklettern 2006, ja
nicht unbedingt so viel jünger als ich.
Auch wenn es nur zwei Generationen sind, hat
in der noch jungen SKT ein Generationenwech-
sel stattgefunden?
Von einem Generationenwechsel kann man
aber nicht sprechen. Zumindest im Berufsall-
tag nicht, da noch alle kräftig mitmischen. Bei
Meisterschaften, da merkt man schon, dass in
der Masse ein Wechsel stattgefunden hat.
Schon fast ein Nachruf auf Dein Fernbleiben bei
der Meisterschaft in Karlsruhe 2006.
Ich hatte an diesem Wochenende eine Prüfung
zum Baumkontrolleur. So banal ist manchmal
die Wirklichkeit.