Rettung
Wie sehendennaber dieRettungsvor-
bereitungen aus? Folgt man dem viel
kommunizierten Lob, dann braucht
man für die SRT viel wenigerMateri-
al. Man bindet ein Seil amStammfuß
fest, klettert amanderen Strang nach
oben, arbeitet den Baum ab, steigt
über auf den nächsten, arbeitet weiter
und kommt dann einfach nach dem
vierten Baum und zwölf Umlenkga-
beln wieder runter. Wie kommt man
aber zumBoden imFalle einer Verlet-
zung? Eigentlich geht das für denFall
der Selbstrettung ganz einfach. Man
fährt ab. Falls aber ein Retter nach-
steigen muss, wird es komplizierter
als auf der sauber geplanten SKT-
Baustelle. Im ersten Baum gibt es für
den Aufstieg nur die Seilseite, die un-
ten am Baum angebunden ist. Daran
steigt es sich nicht besonders gut auf
und man zieht vielleicht den Verletz-
ten aus seiner Position. Sitzt der Ver-
letzte nicht mehr im ersten Baum,
gibt es in allenweiterenBäumennicht
mal eine schlechteAufstiegsmöglich-
keit. Der Retter müsste erstmal die
Wurfschnur auspacken.
Sicherheitsstandards
Sollen wir tatsächlich unsere aus
gutemGrund etablierten Sicherheits-
standards über Bordwerfen, nur weil
die Arbeit dann einfacher wird und
schneller fertig ist? Statt das Seilende
amBaumanzubinden, kannman dort
auch ein Sicherungsgerät anbringen,
mit demderVerletzte abgelassenwer-
den kann. Sowerden schließlich auch
Aufstiege abgesichert.Wer schon ein-
mal auf einer SRT-Baustelle nach der
Arbeit mit mehreren Personen ver-
sucht hat, das Seil aus allen Umlenk-
gabeln zu ziehen, weiß, welche Aus-
sicht auf Erfolg diese Art der Rettung
im dritten Baum noch hat.
Wenn die SVLFGnach der Legalisie-
rung des Verfahrens durch die Nor-
mung der Geräte bereit ist, auch bei
SRT-Unfällen zu zahlen, sehe ich im-
mer noch das nicht weniger bedeu-
tende Problem der unzureichenden
Rettungsplanung, das den Verun-
fallten gegebenenfalls einer erheblich
längeren Wartezeit und einer größe-
ren Gefährdung aussetzt. In Bezug
auf die Rettungsplanung müssen
zwingend die bekannten Standards
übernommen werden.
Bei denAnkerpunktenwird sich viel-
leicht die oben abgewürgte Version
durchsetzen, die die Nachstiegsopti-
onen verbessert. Auf der Hersteller-
seite hat ART mit dem RopeGuide
TwinLine reagiert, der die alternie-
rende oder sogar gleichzeitige Ver-
wendung von stehendem und umlau-
fendemSeil in einemAnkerpunkt er-
möglicht und explizit die Bedürfnisse
der SRT berücksichtigt. Sobald die
SRT nicht mehr unter demMakel der
fehlendenGerätenormung leidet, wird
es sowohl vonKletterern als auch von
Herstellern Optimierungen geben.
Daswarmit der SKTnicht anders und
wird auch wieder funktionieren.
Abschließend kann also festgehalten
werden, dass im Zuge der Lösung
eines Problems, das zwischen der SV-
LFG und einem Hersteller bestand,
die nahezuunbeteiligtenGruppender
Kletterer, Schulen und Händler zu
weiteren Konfliktparteien wurden
und eigentlich unnötige und vermeid-
bare Verstimmungen auf kamen.
Bleibt zu hoffen, dass alle Beteiligten
etwas gelernt haben. Die SRT hat ne-
ben dem offensichtlichen Vorteil im
Aufstieg auch für die Arbeit imBaum
ihre Berechtigung. Hier sollte aber
neben der Konzentration auf die an-
dere Planung der Wege im Baum und
neue Bewegungsmuster die Ret-
tungsplanung nicht außer Acht gelas-
sen werden.
Nach der verordneten Zwangspause
besteht auch wieder die Möglichkeit,
den Einstieg über einen SRT-Work-
shop bei derMünchner Baumkletter-
schule zu finden. Nähere Informatio-
nen dazu gibt es jederzeit unter www.
baumkletterschule.de oder bei einem
Anruf imBüro der Schule.
Einsatz der SRT in der Praxis.
Dipl.Ing. für Forstwissenschaft,
Inhaber „Baumpflege Seenland“
Ausbildungsleiter imTeamder
Münchner Baumkletterschule
Bernhard Schütte
kletterblatt 2017
44