Kletterblatt 2007 - page 36

2005 war im Kletterblatt die „SAU-Tech-
nik“ für den Aufstieg vorgestellt worden,
2006 „Die schnellste Aufstiegstechnik
der Welt“. Niemand würde etwas über
die langsamste Aufstiegstechnik der
Welt lesen wollen. Aber wie steht es
mit der sichersten Aufstiegstechnik?
Leider hat es den Anschein, als wäre ein
Artikel über die sicherste Aufstiegstechnik der
Welt 2006 wichtiger gewesen als der über die
schnellste. In den letzten Monaten haben sich
mehrere Unfälle beim Aufstieg ereignet. Die
Ursachen dafür waren verschieden, deshalb
lohnt es sich, die Gefahren auf dem Weg in
die Krone systematisch und möglichst voll-
ständig aufzuzeigen, damit Lösungen für die
Probleme gefunden werden. Der Aufstieg ist
quasi der Weg des Baumkletterers zu seiner
Arbeit. Unter Baumkletterunfällen stellt man
sich (als Eingeweihter) eher Verletzungen mit
der Säge, Sturz nach Seildurchtrennung oder
Pendelstürze vor (auch wenn die Kunden
immer wieder fragen, wie oft man schon aus
dem Baum gefallen sei). Der Aufstieg ist nicht
so komplex. Werden die Gefahren vielleicht
deshalb unterschätzt?
Für den Aufstieg gibt es verschiedene tech-
nische Lösungen und Hilfsmittel. Jeder Klette-
rer bevorzugt meist eine bestimmte Technik.
Deshalb wird hier nicht DIE sicherste Technik
der Welt vorgestellt, sondern die Vorgehens-
weise beschrieben, die eigene zur sichersten
der Welt zu machen. Der Artikel beschränkt
sich aber auf die Standardtechniken der so ge-
nannten Stehendseilaufstiege. Leitern, Steigei-
sen und Co. werden nicht behandelt.
Der fortgeschrittene Baumkletterer benutzt
stehende Seile, um in den Baum zu kommen.
Der Name rührt daher, dass sich das Seil wäh-
rend des Aufstiegs nicht bewegt.
Darin besteht der Unterschied
zum umlaufenden Kletterseil
im Kambiumschoner. Je
nachdem, ob der
Kletterer zwei
parallele Stränge
oder nur einen
Seilstrang benutzt,
unterteilt man die Auf-
stiege in Doppel- oder Ein-
fachseilaufstiege.
Seileinbau
Das Aufstiegsseil kann entweder in einer Gabel
liegen und auf einer Seite unten am Stamm-
fuß befestigt sein, oder es läuft parallel aus der
Gabel herab. Wenn diese Gabel sehr stark ist,
baut man für den parallelen Verlauf schon am
Boden eine Würgeschlinge (z.B. Schmetter-
lingsknoten), die man bis zum Ankerpunkt nach
oben zieht, da es sonst zu einer Spreizung der
Stränge unterhalb des Ankerpunktes käme.
Verwendete Geräte und Hilfsmittel
Ganz schematisch betrachtet braucht der
Kletterer zwei Vorrichtungen, sich am Seil zu
befestigen, die er im Wechsel belastet bezie-
hungsweise entlastet und nach oben schiebt.
Diese Vorrichtungen sind mechanische
Klemmgeräte, Klemmknoten oder auch
Hände und Füße.
Mechanische Geräte sind zumeist Steig-
klemmen, die nicht für das Baumklettern ent-
wickelt wurden. Entsprechend wenig wurde
bei der Entwicklung auf spezifische Gefahren
aus diesem Bereich eingegangen.
Steigklemmen können versagen, weil:
• im dichten Astwerk der Lösehebel verse-
hentlich betätigt wird,
• zu dünne Seile aus der geschlossenen Klem-
me rutschen,
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Thema
Sichere Aufstiege in den Baum
Wo Geschwindigkeit nicht alles ist
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